Wirtschaft setzt gerade in der Krise auf die Berufslehre

9. Juni 2020 News

Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie blieb auch die berufliche Grundbildung nicht verschont. Betriebe und Schulen mussten geschlossen und Abschlussprüfungen in angepasstem Rahmen durchgeführt werden. Nun zeigen aber Erhebungen, dass die Berufsbildung auch in der Krise ein wichtiger Erfolgsfaktor der Wirtschaft ist.

Während des Lockdowns haben die Unternehmen alles daran gesetzt, Jugendlichen die Ausbildung im Betrieb weiter zu ermöglichen. Gerade diese Betriebe, die die Berufsbildung verankert haben, werden auch in Zukunft auf die Berufslehre setzen. Gemäss den Ergebnissen des Faktenblatts LehrstellenPuls der ETH Zürich wurden bis im Mai 81 Prozent der ab Sommer 2020 angebotenen Lehrstellen schon besetzt.  Laut der von der Task Force Perspektive Berufslehre 2020 initiierten Umfrage bei den Kantonen wurden bis Ende Mai lediglich 4% weniger Lehrstellenverträge abgeschlossen als im selben Monat des Vorjahres.

Diese Zahlen sind überraschend positiv. Aufgrund der Schulschliessungen war eine enge Begleitung durch Lehrpersonen und Berufsberater schwierig oder fiel gar weg, was zu teils massiven Rückgängen bei den Bewerbungen führte. Zudem waren die Rekrutierungsbedingungen durch eingeschränkte Schnuppermöglichkeiten und Bewerbungsgespräche erschwert.

Unterschiede sind in Bezug auf die Branchen und Regionen zu beobachten. Im regionalen Vergleich verzeichnen die Westschweiz und das Tessin einen stärkeren Rückgang der Lehrstellenbesetzungen, da der Lockdown dort genau mit der traditionell späteren Rekrutierungsphase zusammentraf. Die Entwicklung in der lateinischen Schweiz gilt es im Auge zu behalten und insbesondere mittelfristig die Berufsbildung vor Ort weiter zu stärken.

Die stabile Entwicklung bei den Lehrstellenbesetzungen stimmt zuversichtlich: Die Wirtschaft zählt in der Corona-Krise trotz schwieriger Lage auf den Nachwuchs. Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) appelliert an die Jugendlichen und ihre Eltern, sich über die zahlreichen Berufsmöglichkeiten zu informieren und sich zu bewerben. Auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt sind noch über 19’000 Lehrstellen unbesetzt.

Der SAV ruft zudem die Betriebe auf, wo immer möglich Lehrabgänger einzustellen. Die jungen Berufsprofis wurden arbeitsmarktnah ausgebildet und tragen einen wesentlichen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg ihres Betriebs bei. Auch Unternehmen, die sich in Kurzarbeit befinden, können Lernende nach Lehrabschluss vorbehaltslos weiterbeschäftigen.