Stärkung der höheren Berufsbildung – aber ohne akademische Titel

3. Dezember 2014 News

23 Arbeitgeber-, Arbeitnehmer- und Berufsbildungsverbände – unter ihnen der Schweizerische Arbeitgeberverband – wollen gemeinsam den Abschlüssen der höheren Berufsbildung zu mehr Anerkennung verhelfen. Dies soll über die Implementierung des «Nationalen Qualifikationsrahmens für die Berufsbildung» sowie mittels einer seriösen Diskussion über die Titel und Titelübersetzungen geschehen. Abgelehnt wird jedoch die Einführung akademischer Titel «Professional Bachelor/Master» in die höhere Berufsbildung.

Am 11. Dezember setzt sich der Ständerat mit der Motion «Titeläquivalenz für die höhere Berufsbildung» auseinander, welche die Einführung von «Professional Bachelor/Master» verlangt. Gemeinsam empfehlen 23 Arbeitgeber-, Arbeitnehmer- und Berufsbildungsverbände die Ablehnung der vorliegenden Motion:

  • Inhaberinnen und Inhaber eines «Professional Bachelor/Master» würden neben den akademischen Titeln der Hochschulen als «Bachelor/Master zweiter Klasse» wahrgenommen. Das «Original» ist immer besser als die «Kopie». Die Folge ist eine Wertminderung der Berufsbildungsabschlüsse.
  • Im Ausland ist die Titelverwendung «Professional Bachelor/Master» nicht geläufig. Dies schmälert die internationale Aussagekraft und Akzeptanz solcher Titel massiv.
  • Mit einer Einführung der akademischen Bildungsterminologie in die höhere Berufsbildung wird die Trennschärfe zwischen der akademischen und der berufsorientierten Bildungslogik vermischt. Die Verwässerung birgt zudem das Risiko, dass sich die höhere Berufsbildung im Rahmen der weiteren Positionierungsdiskussion zunehmend an der akademischen Welt orientiert, anstatt sich auf ihre eigentliche Stärke zu besinnen: die Arbeitsmarktorientierung.

Hingegen wird die Annahme des Postulats der ständerätlichen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK-S) empfohlen, welches den Bundesrat beauftragt, einen Bericht zur höheren Berufsbildung vorzulegen, in welchem aufgezeigt wird, wie die schweizerischen Titelabschlüsse aufgewertet und eine bessere internationale Anerkennung erreicht werden kann.

Aufwertung der Abschlüsse notwendig – alternative Wege beschreiten

Die höhere Berufsbildung ist ein zentraler Pfeiler der Berufsbildung. Sie bringt hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte hervor, welche von der Arbeitswelt gefragt sind. Der Qualität dieser Abschlüsse wird mit der heutigen Positionierung und den heutigen Titeln zu wenig Rechnung getragen. Es besteht Handlungsbedarf, um das Image der höheren Berufsbildung zu steigern und ihre Abschlüsse international gut zu verankern.

Der Bundesrat hat am 27. August 2014 ein Massnahmenpaket beschlossen, welches die Stärkung der höheren Berufsbildung bezüglich Finanzierung und Positionierung zum Ziel hat. Unter anderem hat er die Verordnung über den «Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) Berufsbildung» in Kraft gesetzt. Künftig werden Absolventinnen und Absolventen der höheren Berufsbildung neben ihrem Diplom einen englischsprachigen Diplomzusatz erhalten, der die Einstufung des Abschlusses im Europäischen Qualifikationsrahmen ausweist und die Kompetenzen beschreibt, über welche der jeweilige Absolvent bzw. die jeweilige Absolventin verfügt.

Diese Massnahmen zielen in die richtige Richtung. Eine seriöse Diskussion über alternative Titel und Titelübersetzungen ist zudem zu führen, die Titel der höheren Berufsbildung sollen sich jedoch eindeutig von den im Bologna-System üblichen Hochschultiteln abgrenzen.