Risiken mit neuen Titeln in der höheren Berufsbildung

13. Juni 2014 News

Der Nationalrat möchte den Bundesrat beauftragen, die Abschlüsse der höheren Berufsbildung mit neuen – am akademischen System orientierten – Bildungs-Titeln wie beispielsweise «Professional Master» aufzuwerten. Wie der Bundesrat sieht auch der Schweizerische Arbeitgeberverband mehr Risiken als Chancen in diesem Vorhaben: Die Arbeitgeber brauchen Klarheit über Inhalte und Kompetenzen, was mit den heutigen Berufs-Titeln gegeben ist. Eine «Akademisierung» der betont praxisorientierten und berufsbegleitenden höheren Berufsbildung ist zu verhindern.

Die internationale Positionierung der höheren Berufsbildung ist auch ein wichtiges Anliegen des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV). Eine politische Forcierung dieses Anliegens über Titel ist dagegen wenig aussichtsreich, sondern könnte zu Verwirrung bei Arbeitgebern (etwas bei der Rekrutierung) und bei Studierenden (bei der Studienwahl) führen.

Der erhoffte Prestigegewinn durch die Anlehnung an akademische Titel wie «Berufs-Bachelor», «Bachelor-HF» oder «Professional Master» kann sich ins Gegenteil verkehren. Denn die Institutionen der höheren Berufsbildung verfügen nicht über das Prestige von Hochschulinstitutionen, und die geforderten Titel existieren im Ausland schlicht nicht oder haben eine andere Bedeutung. Zu befürchten wäre eine Positionierung der höheren Berufsbildung als «drittklassiger Bachelor-Abschluss», dies gilt es aber unbedingt zu verhindern. Zudem sind Abschlüsse der höheren Berufsbildung äusserst heterogen – bezüglich Inhalt und Bildungswert.

Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI arbeitet seit Anfang 2013 im Rahmen eines Strategieprojekts höhere Berufsbildung zusammen mit den Sozialpartnern und den Kantonen an erheblichen Verbesserungen im Bereich der Finanzierung und Positionierung der höheren Berufsbildung. Für eine bessere (internationale) Positionierung der höheren Berufsbildung sorgen in Zukunft international verständliche Diplomzusätze und Einordnungen der Bildungswege in Qualifikationsrahmen. Sie berücksichtigen die hohe Praxisnähe und den arbeitsmarktlichen Mehrwert dieser Weiterqualifikationen.