Staatliches Lohndiktat würde alle treffen

15. Oktober 2013 News

Ob grosser Weltkonzern oder Kleinst-KMU – von einer Annahme der «1:12»-Initiative wäre der gesamte Wirtschaftsstandort betroffen. An einer Medienkonferenz der Wirtschaft unter der Leitung des Schweizerischen Gewerbeverbands äusserten sich beispielhaft vier Unternehmerinnen und Unternehmer zu den Folgen für ihre Betriebe. Betont wurde insbesondere die Bedeutung der unternehmerischen Freiheit, die mit Forderungen wie «1:12» gefährdet wird.

Die Unternehmen in der Schweiz wären unterschiedlich betroffen von einem staatlich verordneten Verhältnis von maximal «1:12» zwischen dem höchsten und dem tiefsten Lohn, wie es die Volksinitiative der Jungsozialisten fordert. In den allermeisten Firmen liegt dieser Wert ohnehin schon heute weit tiefer. Die vom Schweizerischen Gewerbeverband eingeladenen Unternehmensvertreter machten vor den Medien denn auch klar, dass es in der Diskussion um die «1:12»-Initiative nicht primär um die Lohnhöhe geht, sondern um den staatlichen Eingriff in die unternehmerische Freiheit und Flexibilität – einen der grössten Vorzüge des Wirtschaftsstandorts Schweiz.

Für ABB Schweiz etwa wären die ureigenen Stärken des Landes wie Innovation, Qualität und Produktivität gefährdet, sagte Remo Lütolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung. «Diese Stärken beruhen auf den Talenten von Fachkräften. Wir müssen deshalb über die Landesgrenzen hinaus für Spezialisten attraktiv sein.»

Bei der Berdoz SA, einem kleinen Zulieferbetrieb im Elektrobereich, spielt die Standortattraktivität ebenfalls eine zentrale Rolle: Inhaber André Berdoz erinnerte daran, dass die KMU von der Präsenz von Grossunternehmen und deren Aufträgen lebten. «Sollte die Initiative angenommen werden, würden multinationale Unternehmen unser Land verlassen – Arbeitsplätze bei den KMU würden vernichtet», ist er überzeugt.

Umverteilung ist Wunschdenken
Auch Peter Stämpfli, Delegierter des Verwaltungsrats der Stämpfli AG, befürchtet infolge von «1:12» den Verlust von Kundenaufträgen für sein in der Verlags- und Druckbranche tätiges Unternehmen. Zudem gab er zu bedenken, dass im Initiativtext nirgends von einer Umverteilung der Lohnsumme die Rede ist. «Das ist reines Wunschdenken der Befürworter. Vielmehr würde das Lohnniveau auf allen Stufen sinken.»

Marianne Meister, Inhaberin eines Detailhandelsgeschäfts und Präsidentin des Solothurner Gewerbeverbands, nannte als zwei Hauptsorgen die zusätzliche Belastung mit Steuern und Abgaben, die den finanziellen Handlungsspielraum der Unternehmen einschränken würden, sowie den administrativen Mehraufwand für die Kontrolle und Durchsetzung der staatlichen Lohnvorschriften. «1:12 bedeutet für uns vor allem viel Papierkrieg.»