Schweizerischer Arbeitgeberverband für differenzierte Lohnanpassungen

3. September 2012 News

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fordert generelle Lohnerhöhungen für die Angestellten von 1,5 bis 2,5 Prozent sowie spezielle Lohnerhöhungen für Frauen sowie verbindliche Mindestlöhne. Der Schweizerische Arbeitgeberverband lehnt pauschale Lohnerhöhungen ab: Die Lohnverhandlungen müssen den ausgeprägten Unterschieden der Branchen und Betriebe, den hohen konjunkturellen Risiken und den insgesamt verhaltenen Wirtschaftsaussichten Rechnung tragen.

Die Individualisierung der Lohnpolitik habe nur hohen und höchsten Einkommen genützt, begründet der SGB laut Mitteilung seine Forderung. Nur mit generellen Erhöhungen könne «die Fehlentwicklung» korrigiert» werden. Das Geld für Lohnerhöhungen sei dank der gestiegenen Arbeitsproduktivität vorhanden. Nachholbedarf gibt es aus Sicht der Gewerkschaft bei den Frauenlöhnen: Der SGB verlangt laut Mitteilung, dass die gesetzlich garantierte Lohngleichheit endlich umgesetzt werde. Zudem brauche es verbindliche Mindestlöhne.

Unterschiedliche Aussichten prägen die Lohnrunde
Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) lehnt pauschale Lohnforderungen ab. Aus der Sicht des SAV ist zu beachten, dass die wirtschaftlichen Aussichten mit grossen Unsicherheiten verbunden bleiben. Die verschärfte Konkurrenz, eine schwächelnde Nachfrage und die anhaltende Frankenstärke machen vielen Unternehmen zu schaffen. Trotz einer hohen Auslastung sind viele Betriebe mit einer ungenügenden Rentabilität konfrontiert, und zwar in allen Bereichen der verarbeitenden Industrie. Auch grosse Teile des Dienstleistungssektors sind vom kritischen Wechselkursniveau negativ tangiert. Die hohe Unsicherheit mit Blick auf die Staatsschuldenkrise im EU-Raum und ihre ökonomischen Folgen veranlasst die Unternehmen zudem zu einer vorsichtigen Investitions- und Personalplanung.

Die wirtschaftlichen Aussichten präsentieren sich je nach Branche, Betrieb und Geschäftsbereich also sehr unterschiedlich. Dies wird sich nach Ansicht des SAV auch auf den lohnpolitischen Handlungsspielraum auswirken. In Unternehmen, die von einem guten Geschäftsgang profitieren und dies auch für die Zukunft erwarten können, besteht Spielraum, um gute Leistungen der Mitarbeitenden zu honorieren. Sie können ein positives Zeichen setzten. Unternehmen, die für 2013 pessimistisch sind und die Kosten in unsicheren Zeiten nicht dauerhaft erhöhen können, haben die Möglichkeit, die Mitarbeitenden allenfalls mit Einmalzahlungen am Erfolg des laufenden Jahres teilhaben zu lassen. Viele Unternehmen, die durch die Frankenstärke mit Margenproblemen konfrontiert sind, verfügen dagegen kaum über lohnpolitischen Spielraum und müssen primär dafür sorgen, ihre Arbeitsplätze zu erhalten.

Dezentrale Lohnfindung bleibt ein Vorteil
Pauschale Aussagen zur Lohnrunde 2013 sind in diesem Umfeld nicht möglich. Sie wird voraussichtlich sehr unterschiedlich ausfallen. Die Spanne der Lohnabschlüsse wird für das nächste Jahr unter den gegebenen Umständen auch innerhalb der Branchen breit sein. Gerade mit Blick auf die aktuellen Unsicherheiten bewährt es sich einmal mehr, dass die Lohnfindung in der Schweiz meistens auf Betriebs- oder Branchenebene erfolgt. Das ermöglicht differenzierte Abschlüsse, die der jeweiligen Lage gezielt Rechnung tragen.