Lohnrunde 2014: Unterschiede und Risiken berücksichtigen

2. September 2013 News

Aus Sicht des Schweizerischen Arbeitgeberverbands müssen die aktuellen Lohnverhandlungen den Unterschieden innerhalb der Wirtschaft, den konjunkturellen Risiken und den insgesamt verhaltenen Wirtschaftsaussichten Rechnung tragen. Die Rentabilität vieler Unternehmen ist aufgrund des hohen Margendrucks nach wie vor ungenügend – trotz guter Auslastung. Für 2014 fordern die SGB-Gewerkschaften Lohnerhöhungen von 1,5 bis 2 Prozent.

Die Schweizer Wirtschaft zeigt sich im Vergleich zum europäischen Umland als bemerkenswert robust und kann sich trotz anhaltender Rezession im Euroraum gut behaupten. Die Lage ist allerdings uneinheitlich: Einer starken Inlandkonjunktur steht eine gedämpfte Exportbranche gegenüber. Inlandorientierte Bereiche wie die Bau- und Immobilienwirtschaft sowie öffentliche und private Dienstleistungen profitieren von der Zuwanderung, den tiefen Zinsen und den relativ gesunden Staatsfinanzen. Exportorientierte Bereiche wie die Industrie oder der Tourismus leiden hingegen unter der Rezession im Euroraum und den Nachwirkungen der Frankenstärke.

Dieses konjunkturelle Muster dürfte sich fortsetzen. Zwar wird für 2014 eine Konjunkturbelebung erwartet, die auch die Exportbereiche und den Arbeitsmarkt erfasst. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Weltwirtschaft Fahrt aufnimmt und insbesondere der Euroraum aus der Rezession findet. Beides ist derzeit aber noch unsicher. Umfragen zeigen denn auch ein gemischtes Stimmungsbild. Vor allem in der Industrie sind die Einschätzungen eher verhalten – Investitionen werden entsprechend zurückhaltend geplant.

Angesichts der moderaten Konjunkturaussichten dürfte eine Verbesserung der Arbeitsmarktlage noch einige Zeit auf sich warten lassen. Neben den weltwirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren (EU-Schuldenkrise, noch keine definitive Beruhigung an den Finanzmärkten, evtl. neuerlicher Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken) gilt es in der Schweiz weiterhin das Risiko einer Überhitzung an den Immobilienmärkten zu beachten. Auch besteht trotz expansiver Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank kein unmittelbares Teuerungsrisiko. Die Schweiz dürfte das zweite Jahr in Folge eine negative durchschnittliche Teuerungsrate verzeichnen. Erst gegen Ende Jahr dürfte die Teuerung positiv werden, wenn auch auf tiefem Niveau.

Grosse Bandbreite von Lohnänderungen zu erwarten
Die unterschiedlichen Aussichten je nach Branche, Betrieb und Geschäftsbereich werden sich auch auf den lohnpolitischen Handlungsspielraum auswirken. In Unternehmen, die von einem guten Geschäftsgang profitieren und dies auch künftig erwarten können, gibt es Spielraum, gute Leistungen zu honorieren. Vor dem Hintergrund der erwartbaren tiefen Teuerung können diese Unternehmen ein positives Zeichen setzen. Unternehmen, die 2014 pessimistisch entgegensehen und die Kosten in unsicheren Zeiten nicht dauerhaft erhöhen können, können ihre Mitarbeitenden allenfalls über Einmalzahlungen am Erfolg des laufenden Jahres beteiligen. Viele Unternehmen, die wegen der Frankenstärke mit Margenproblemen konfrontiert sind, verfügen dagegen kaum über lohnpolitischen Handlungsspielraum und müssen primär dafür sorgen, ihre Arbeitsplätze zu erhalten.

Lohnforderungen der SGB-Gewerkschaften
Nachdem Travail Suisse für 2014 1 bis 2 Prozent mehr Lohn gefordert hatte, verlangen die SGB-Gewerkschaften nun Lohnerhöhungen zwischen 1,5 und 2 Prozent. Die Löhne sollen dabei nach Branchen abgestuft angehoben werden. Nachholbedarf ortet der Gewerkschaftsbund vor allem bei tiefen und mittleren Einkommen.

Dezentrale Lohnfindung von Vorteil
In vielen Branchen bzw. Unternehmen werden die Lohnverhandlungen erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Auch sind pauschale Aussagen zur Lohnrunde 2014 angesichts der unsicheren und heterogenen Ausgangslage nicht möglich. Die Spanne der Lohnabschlüsse wird für das kommende Jahr – wie schon für das aktuelle – daher auch innerhalb der Branchen gross sein. Es bewährt sich somit einmal mehr, dass die Lohnfindung in der Schweiz zumeist auf Betriebs- oder Branchenebene stattfindet. Dies ermöglicht Lohnabschlüsse, die der jeweiligen wirtschaftlichen Situation entsprechen.