Ein modernes Familienverständnis muss in der Gesellschaft wachsen

20. Juni 2019 News

Der Ständerat behandelte drei hängige Geschäfte zum Vaterschaftsurlaub. Er folgte der Linie seiner Sozialkommission und sprach sich für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub aus. Der Schweizerische Arbeitgeberverband bedauert das mangelnde Vertrauen der Politik in betrieblich massgeschneiderte Lösungen.

Keine, zwei oder vier Wochen – das ist hier die Frage: Der Ständerat nahm sich sowohl der Volksinitiative 18.052 «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie» und dem indirekten Gegenvorschlag seiner Sozialkommission (18.441) als auch der Initiative Caroni «Vaterschaftsurlaub. Do it yourself!» (18.444) an. Schliesslich ging er mit 26 zu 16 Stimmen auf die Variante eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs ein.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) appellierte bei sämtlichen Geschäften an das Vertrauen in den Dialog zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. «Über einen Vaterschaftsurlaub müssen die Branchen beziehungsweise Betriebe entscheiden und nicht der Staat», sagt Daniella Lützelschwab, Ressortleiterin Arbeitsmarkt beim SAV. Wie Ständerat Andrea Caroni (FDP, AI) betont sie, dass es im Interesse der Betriebe selber ist, im Rahmen ihrer betrieblichen Möglichkeiten attraktive Anstellungsbestimmungen zu schaffen und mit den Angestellten flexible Arbeitsbedingungen zu vereinbaren.

Der nun beschlossene Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen kommt die Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die Finanzierung durch die EO jährlich auf bis zu 224 Millionen Franken zu stehen und wird zu einer Erhöhung der Lohnabzüge für beide Seiten führen. Peter Föhn (SVP, SZ) beklagte zurecht, dass dies eine enorme Bürde für die grossmehrheitlich kleineren und mittleren Unternehmen sei und es «nicht immer nur um Grosskonzerne geht». Hinzu kommen die indirekten jährlichen Kosten von bis zu 900 Millionen Franken allein für die zweiwöchige Variante. Diese müssen die Arbeitgeber zur Finanzierung der Organisation der Abwesenheiten aufwenden. Diese staatliche Einheitsverpflichtung verteuert somit den Faktor Arbeit weiter und belastet die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz zusätzlich. Pirmon Bischof (CVP, SO) monierte in Sachen Attraktivität hingegen, dass die Schweiz im Wettbewerb um ausländische Fachkräfte wegen der mangelnden Familienfreundlichkeit kaum mehr partizipiere.

Der SAV bekennt sich zu einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Er setzt den Handlungsbedarf vor allem bei den inländischen Fachkräften an: Mit der Förderung von familienergänzenden Betreuungsmöglichkeiten und Steueranreizen sollen die Rahmenbedingungen für die erwerbstätigen Eltern familienfreundlicher ausgestaltet werden, sodass Familie und Karriere besser unter einen Hut gebracht werden können.