Bundesrat ist gegen «Sechs Wochen Ferien für alle»

18. Januar 2012 News

Bundesrätin Simonetta Sommaruga warb im Namen des Bundesrats für ein Nein zur Initiative «Sechs Wochen Ferien für alle». Die Initiative führe nicht unbedingt zu einer Entlastung der Arbeitnehmenden, sagte sie.

Die vom Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse getragene und von den linken Parteien unterstützte Initiative verlangt, dass alle Arbeitnehmenden jährlich mindestens sechs Wochen bezahlte Ferien erhalten. Die Arbeitnehmer sollen so an den Produktivitätsgewinnen der letzten Jahre beteiligt werden.

Mehr Ferien bedeutet nicht unbedingt mehr Entlastung
Bundesrat und Parlament empfehlen die Volksinitiative zur Ablehnung. Nach Ansicht von Bundesrätin Simonette Sommaruga erweckt das Volksbegehren, das am 11. März an die Urne gelangt, auf den ersten Blick den Eindruck, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit mehr Ferien automatisch besser gestellt würden.

Mehr Ferien bringt laut Sommeruga aber nur etwas, wenn anschliessend die Arbeit auf mehr Hände und mehr Köpfe verteilt wird. Andernfalls drohe die Arbeit für den Einzelnen sogar zu einer noch grösseren Belastung zu werden, sagte sie vor den Medien in Bern. Denn so müsste die anfallende Arbeit in weniger Zeit verrichtet werden.

Der Bundesrat hält es für wahrscheinlich, dass viele Arbeitgeber – insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – nach Annahme der Initiative den Personalbestand nicht erhöhen würden. Denn jede zusätzliche Ferienwoche erhöhe die Lohnkosten: Bei einem Arbeitspensum von 240 Arbeitstagen pro Jahr und einer Fünf-Tage-Woche würden sich die Lohnkosten pro zusätzliche Ferienwoche um rund 2% erhöhen. Gerade KMU würden sich unabhängig von der Wirtschaftslage schwer damit tun, höhere Lohnkosten zu verkraften, sagte Sommaruga.

Massgeschneiderte Firmen- und Branchenlösungen
Diesen Standpunkt vertrat auch der Waadtländer Volkswirtschaftsdirektor Philippe Leuba (FDP). Die Schweiz habe bereits heute Lohnkosten, die im weltweiten Vergleich zu den höchsten zählen würden. Eine weitere Erhöhung sei deshalb nicht angezeigt.

Zudem würden besonders kleine KMU durch einen höheren Ferienanspruch organisatorisch vor grosse Herausforderungen gestellt. Es sei deshalb besser, an der bisherigen Ferienregelung des Obligationenrechts festzuhalten, die den unter 20-jährigen Arbeitnehmenden fünf Wochen Ferien garantiert und allen anderen vier Wochen.

Darüber hinausgehende Lösungen sollten wie heute von den Sozialpartnern ausgehandelt werden. Es gelte Lösungen zu finden, die auf die Realität in einem Betrieb abgestimmt seien. Diese könnten beispielsweise auch Lohnerhöhungen vorsehen. Zweifellos hätten heute viele Arbeitnehmende lieber eine Lohnerhöhung als zusätzliche Ferien, sagte Leuba.