Unausgeschöpftes Fachkräftepotenzial bei Frauen und älteren Mitarbeitern

24. Juli 2019 News

Zwar möchten in der Schweiz viele Teilzeitbeschäftigte gerne mehr arbeiten. Dennoch wird sich der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren in der Schweiz zuspitzen. Der Schweizerische Arbeitgeberverband fordert deshalb bessere Rahmenbedingungen.

Mit der alternden Gesellschaft wird sich der Fachkräftemangel in vielen Ländern in den nächsten Jahren stark akzentuieren. Während die Babyboomer in Rente gehen, treten weniger Junge ins Erwerbsleben ein. Wegen der so entstehenden Lücke, wird sich der Wettbewerb um die begehrten Arbeitskräfte intensivieren. In der Schweiz gibt es vor allem bei den Unterbeschäftigten noch ein grosses Potenzial. Das zeigen die neuesten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) zu den Unterbeschäftigten und potenziellen zusätzlichen Arbeitskräften für das Jahr 2018.

Die Schweiz im Hintertreffen

Gemäss BFS waren im Jahr 2018 rund 830’000 Personen unterbeschäftigt, erwerbslos oder in der sogenannten stillen Reserve. Letzteres sind Personen, die Arbeit suchen, jedoch nicht sofort verfügbar sind sowie Personen, die verfügbar sind, jedoch keine Arbeit suchen. Umgerechnet auf Vollzeitäquivalente entspricht dies fast 300’000 zusätzlichen Vollzeitstellen. Mit sieben Prozent Teilzeitarbeiter, die gerne mehr arbeiten würden, liegt dieser Wert in der Schweiz so hoch wie in keinem anderen EU28- und EFTA-Land.

Die Zahl unterbeschäftigter Personen nahm in der Schweiz zwischen 2010 und 2018 um mehr als 30 Prozent zu. Von den Unterbeschäftigten waren fast drei Viertel Frauen. Seit 2010 stieg die Zahl der unterbeschäftigten älteren Arbeitskräfte mit 65 Prozent am stärksten von allen Altersklassen. Bereits die Credit Suisse hatte in einer Studie auf das schlummernde Potenzial bei Pensionären und Mütter hingewiesen.

Frauen und Pensionäre im Fokus

Zur Erschliessung des inländischen Arbeitskräftepotenzials muss der Zugang zum Arbeitsmarkt für die betroffenen Personen verbessert werden. Bei jungen Frauen sind es meist Mütter, die wegen einer fehlenden oder teuren Kinderbetreuung nicht im gewünschten Ausmass arbeiten können. Die Bereitstellung solcher Drittbetreuungsangebote ist hauptsächlich Staatsaufgabe, wobei der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) in einer breiten Allianz wirksame Massnahmen ausarbeitet. Die Arbeitgeber sollen ihrerseits familienfreundliche Rahmenbedingungen in den Unternehmen schaffen, sofern es finanziell und betrieblich möglich ist.

Laut den BFS-Zahlen arbeiten von den älteren Arbeitnehmern bereits heute 186’000 Personen übers Pensionsalter hinaus. Demgegenüber stieg der Anteil von Unterbeschäftigten in rentennahen Jahrgängen am stärksten. Für dieses Alterssegment würde der Eintritt in den Arbeitsmarkt insbesondere durch Flexibilisierung des Rentenalters vereinfacht. Die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern würde attraktiver, da durch die längere Mitarbeit die Einarbeitungskosten besser kompensiert werden könnten. Zudem würde es sich für länger arbeitende Mitarbeiter lohnen, sich weiterzubilden, weil sie neues Wissen länger anwenden könnten.