Ein Manifest zur Stärkung des Gemeinwesens

17. Juni 2015 News

Auf Initiative von economiesuisse und Schweizerischem Arbeitgeberverband bekennen sich über 200 Unternehmen und Organisationen zum Schweizer Milizprinzip. In einem Appell setzen sich die Unterzeichner für eine Stärkung des Bürgerstaats helvetischer Prägung ein. Dazu wollen sie Personal aus den eigenen Reihen ermuntern, sich für das Gemeinwesen zu engagieren.

Das Schweizer Milizprinzip ist in der Schweiz tief verwurzelt. Das Engagement der Bürger, die sich aus eigenem Antrieb ehrenamtlich und nebenberuflich für das Gemeinwesen einsetzen, hat eine kaum zu unterschätzende Bedeutung für den Zusammenhalt der Schweiz. Gleichwohl hat dieser Bürgerstaat helvetischer Prägung in den letzten Jahren Risse bekommen. Diese Erosion mag mit den gestiegenen zeitlichen und inhaltlichen Anforderungen an Nebenämter zusammenhängen. Ausserdem scheint die Wertschätzung der Bevölkerung für ihre Milizionäre abgenommen zu haben.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband will zusammen mit economiesuisse Gegensteuer geben und das Milizprinzip stärken. Die beiden Dachverbände haben dazu zahlreiche Unternehmen und Organisationen gewonnen, die sich explizit zum Milizprinzip bekennen und dafür einstehen, dass die Bürger nicht nur wählen und abstimmen, sondern auch Ämter in Politik und Verbänden übernehmen. In einer öffentlichen Erklärung, die als Inserat in Tageszeitungen erscheint, unterstützen über 200 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen sowie Verbände den Brückenschlag zwischen beruflicher Praxis und politischem Amt. Zwar ist dieses Manifest nicht verpflichtend. Die Unterzeichner des Appells sind aber gewillt, ihre Wirtschaftsinteressen direkt in die politischen Institutionen einfliessen zu lassen. Dafür müssen sie ihr Personal aktiv ermuntern, sich politisch zu engagieren, in den eigenen Reihen flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen oder den Mitarbeitenden die mit einem Milizamt verbundene Administration erleichtern. Arbeitgeberverband und economiesuisse werden besonders gute Beispiele publik machen und zur Nachahmung empfehlen.

Vom Dialog zwischen Politik und Wirtschaft profitieren im Übrigen beide Seiten. Der permanente Austausch hat nichts zu tun mit einer verbotenen Vorteilsnahme. Vielmehr ist gute Politik eben genau das, was im Ringen von Parteien, Verbänden und Branchen auf dem «Marktplatz der Meinungen» entsteht. Alles andere ist ein Trugschluss, denn im Staat gibt es kein objektiv definierbares Gemeinwohl, auf das die Politiker ohne Einbezug der verschiedenen gesellschaftlichen Interessengruppen hinarbeiten könnten.