Arbeitsintegration konkret

30. März 2011 News

Die Integration von Menschen mit Handicap in die Arbeitswelt ist anspruchsvoll – für Betroffene wie für Arbeitgeber. Das Arbeitgeberforum in St. Gallen zeigte erfolgreiche Beispiele – und welche Unterstützung Arbeitgeber erhalten.

Die Behindertenorganisationen Procap St.Gallen-Appenzell, Dreischiibe, Profil – Arbeit und Handicap sowie die Suva organisieren seit drei Jahren jeweils im Frühjahr das Forum im Pfalzkeller in St. Gallen – eine Informations- und Kontaktveranstaltung für Arbeitgeber. Das Thema des diesjährigen Arbeitgeberforums lautete «Integration konkret»: Anhand konkreter Beispiele aus der Wirtschaft konnte sich das Publikum – in dem auch rund 65 Arbeitgeber vertreten waren – darüber informieren, wie Arbeitsintegration gelingt.

Intensives Jobcoaching
Zum Beispiel die Appenzeller Holzbau GmbH: Im Sommer 2008 stellte Geschäftsleiter Peter Heierli einen dritten Zimmermannslehrling an. Das Besondere am Lehrling: Er war 30 Jahre alt, bezog seit zwei Jahren eine IV-Rente und litt an Depressionen. Der Versuch gelingt, der Lehrling ist heute im dritten Lehrjahr. Natürlich habe sich die besondere Situation des jungen Mannes im Arbeitsalltag ab und zu bemerkbar gemacht, erklärt Heierli. Doch dank des intensiven Jobcoachings durch die Dreischiibe hätten sich die Schwierigkeiten in Grenzen gehalten. Heierli: «Wenn ich Probleme sah, konnte ich mit der Fachstellenleiterin der Dreischiibe Kontakt aufnehmen. Das war eine grosse Erleichterung.»

Ein weiteres Beispiel schilderte Esther Schweingruber, Personalchefin des Ärztegrossisten Zur Rose AG. Sie stellte einen Strassenbauer ein, der nach einem Handgelenkbruch praktisch den ganzen Arm verloren hatte. Zuerst wurde allerdings ein Probeeinsatz organisiert, der über den Personalverleih Xtrajobs von Profil – Arbeit und Handicap erfolgte. «Ohne diesen Probeeinsatz», so Schweingruber, «wäre es nicht zur Einstellung gekommen.» Heute arbeitet der Mann 30%, Montag bis Mittwoch halbtags, manchmal auch Mittwoch bis Freitag. «Eine gewisse Flexibilität braucht es einfach», sagt die Personalchefin. Heute gehöre der Mitarbeitende voll zum Team.

Wichtige Unterstützung
Josef Keller, Inhaber der Keller Fensterbau AG, konnte mit Unterstützung der Organisation Procap einen langjährigen Angestellten behalten, der an Multipler Sklerose erkrankt war. «Mir war klar, dass ich einen langjährigen Mitarbeiter nicht entlasse», erklärt Keller. Da aber keine volle Arbeitsleistung mehr möglich war – der Mann hat heute ein 50%-Pensum –, brauchte es Rentenleistungen. «Erst mit der Unterstützung von Procap erhielten wir eine Rente im Umfang der Leistungseinbusse», so der Firmeninhaber.

Eine solche Unterstützung fehlte der Fust AG, als einer ihrer Telefondisponenten eine schwere Schussverletzung erlitt, die auch sein Sprachzentrum vorläufig zerstörte. Man habe nicht gewusst, erzählt Logistikleiter Thomas Hess, ob der Mitarbeiter seine Sprache wieder finden würde. «Durch die lange Absenz mussten wir wieder jemanden einstellen. Wir konnten keine doppelten Löhne bezahlen.» Fust entliess den Mann – und stellte ihn später wieder ein. Die Suva war auf den Plan getreten. Sie ermöglichte einen Spezialklinikaufenthalt, wo der Mann trainiert wurde, einschliesslich seiner Sprechfähigkeiten. Es sei schade, so Hess, «dass wir von den Unterstützungsmöglichkeiten vorher nicht wussten. Sonst hätten wir gar nicht kündigen müssen.»