Der produktive Nutzen von Lernenden einer zweijährigen beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest übersteigt im Durchschnitt die Ausbildungskosten der Betriebe. Zwischen den untersuchten Berufen bestehen jedoch erhebliche Unterschiede, kommt die erste Studie dieser Art zum Schluss.
Für die neuen zweijährigen beruflichen Grundbildungen lagen zum Kosten-Nutzen-Verhältnis aus Sicht der Betriebe bisher keine Zahlen vor. Dies im Gegensatz zu den drei- und vierjährigen beruflichen Grundbildungen. Die vorliegende Studie präsentiert nun erstmals wissenschaftlich fundierte Daten zu elf Berufen mit einer zweijährigen beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA), die zwischen 2005 und 2007 eingeführt wurden. Die Analysen beruhen auf Angaben von 409 Betrieben in der Schweiz. Die Studie führte das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) im Auftrag des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie (BBT) durch.
Grosse Unterschiede zwischen Berufen
Die Resultate zeigen, dass ausbildende Betriebe bei Bruttokosten von 54 746 Fr. und produktiven Leistungen der Lernenden von 55 164 Fr. über zwei Jahre im Schnitt einen Nettoertrag von 418 Fr. erzielen. Das jährliche Kosten-Nutzen-Verhältnis ist mit den drei- bzw. vierjährigen beruflichen Grundbildungen vergleichbar. Für Betriebe ist es grundsätzlich möglich, EBA-Lernende in betriebswirtschaftlich tragbarer Weise auszubilden.
Zwischen den einzelnen EBA-Berufen zeigen sich jedoch grosse Unterschiede, wie das BBT mitteilte. Es gibt Berufe, die hohe Nettokosten aufweisen (Automobilassistent/in, Berufe im Gastgewerbe), aber auch Berufe, bei denen der Nutzen die Kosten klar übersteigt (Reifenpraktiker/in, Logistiker/in, Detailhandelsassistent/in). Die Differenzen sind hauptsächlich auf die Höhe der produktiven Leistungen sowie die unterschiedlichen Löhne der Lernenden zurückzuführen. Tendenziell dürften gemäss BBT die Bruttokosten für die EBA-Ausbildungen in Zukunft etwas sinken, da für die Betriebe Startaufwände wie Planung und Koordination erstmaliger Ausbildungsgänge wegfallen.
Arbeitgeberverband: Attest-Ausbildungen als nützliches Angebot
Die schweizerische Berufsbildung zeichnet sich durch einen hohen Arbeitsmarktbezug aus. Ausgebildet wird, wo eine Nachfrage nach entsprechenden Qualifikationen in der Arbeitswelt besteht. Der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe kommt daher eine hohe Wichtigkeit zu. Seit dem Inkrafttreten des neuen Berufsbildungsgesetzes 2004 wurden bei den hauptsächlich praktisch ausgerichteten zweijährigen beruflichen Grundbildungen bis heute insgesamt 29 Berufsbilder geschaffen.
Der Schweizerische Arbeitgeberverband beurteilt die Entwicklung bei der zweijährigen beruflichen Grundbildung als positiv. Die neuen Attest-Ausbildungen helfen einerseits der Wirtschaft, das Ausbildungspotenzial insbesondere im Hinblick auf die demografische Entwicklung besser zu nutzen. Anderseits kommen sie Jugendlichen zugute, die damit einen praktisch orientierten Einstieg in den Arbeitsmarkt finden können. Die vorliegende Studie zeigt auf, dass die zweijährige berufliche Grundbildung allen nützt, sofern sie freiwillig erfolgt und das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt.