Lehrabbrüche dürfen kein Tabu sein

9. September 2016 News

Lehrvertragsauflösungen stellen Jugendliche und Lehrbetriebe immer wieder vor grosse Herausforderungen. Die erste nationale Tagung des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung hat sich darum diesem Thema angenommen. Nebst Präsentationen zu neuen Forschungsresultaten und Podiumsgesprächen hielt Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt ein Grundsatzreferat. Sein Wunsch: Man soll offen und unvoreingenommen über Lehrabbrüche sprechen.

«Lehrvertragsabbrüche sollen kein Tabu sein. Wenn man ein System weiterentwickeln möchte, muss man an den Schwachstellen ansetzen», hielt Valentin Vogt in seiner Ansprache an der Tagung in Bern unmissverständlich fest. Es brauche eine offene Debatte ohne jegliche Scheuklappen sowie einen sinnvollen Umgang mit Lehrvertragsauflösungen. In diesem Zusammenhang nannte der Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands auch konkrete Vorschläge.

So seien Zahlen zwar aufschlussreiche Indikatoren, um Probleme zu orten. Für eine umfassende Lagebeurteilung und Lösungsfindung sei es aber von zentraler Bedeutung, die genauen Umstände eines jeden Einzelfalls zu kennen. Pauschalurteile und Schuldzuweisungen, die sich einzig auf nackte Zahlen stützen und sich an die Adresse einzelner Branchen richten, griffen deswegen viel zu kurz. Denn gerade die kritisierten Branchen würden oftmals hohe Integrationsleistungen bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder schwierigen schulischen Laufbahnen erbringen.

«Die Volksschule muss die Basis für eine möglichst gute Berufswahl legen», erklärte Vogt zudem. Während der Lehre habe das Zusammenspiel der drei Lernorte so positiv wie möglich zu funktionieren. Ebenso konstruktiv müssten Eltern, Lehrbetriebe und Behörden zusammenarbeiten. Als Unternehmer sei es ihm ausserdem ein grosses Anliegen, den Jugendlichen Mut zu machen, meinte Vogt. Eine Vertragsauflösung dürfe bei Jugendlichen nicht das Gefühl hervorrufen, gescheitert zu sein. Bei den meisten würden viele Faktoren zusammenspielen, die sie oft selbst nicht beeinflussen könnten. Wichtig sei es, positiv zu bleiben, eine neue Lehrstelle zu finden und aus den eigenen Erfahrungen zu lernen.