Nein zur überrissenen Ferien-Initiative

17. März 2011 News

Der Nationalrat erteilte nicht nur der Volksinitiative für sechs Wochen Ferien eine Abfuhr, sondern auch anderen Vorstössen für zusätzliche Ferien. Damit setzten sich jene Volksvertreter durch, die gegen eine Schwächung der Wirtschaft plädierten. Der Schweizerische Arbeitgeberverband nimmt mit Befriedigung Kenntnis von den Entscheiden.

Der Nationalrat wollte nichts wissen von sechs Wochen Ferien für alle. Er empfiehlt die Volksinitiative des Gewerkschaftsdachverbandes TravailSuisse zur Ablehnung. Die Initianten verlangen, dass alle Arbeitnehmenden Anspruch auf mindestens sechs Wochen Ferien im Jahr haben sollen. Angesichts der stark gestiegenen Arbeitsbelastung seien vier Wochen nicht genug, argumentieren sie. Die bürgerliche Mehrheit im Nationalrat findet dagegen, vier Wochen bezahlte Ferien genügten, die Initiative würde den Werkplatz schwächen.

Zusätzliche Ferien ohne Chancen
Nach einer langen Debatte sprach sich der Nationalrat klar mit 110 zu 61 Stimmen bei 3 Enthaltungen gegen die Initiative aus. Chancenlos blieb auch der Antrag, dem Stimmvolk einen Gegenvorschlag mit fünf Wochen Ferien vorzulegen. Der Rat lehnte dies mit 110 zu 64 Stimmen ab. Zur Diskussion standen zudem Vorschläge für kleinere gesetzliche Anpassungen. Aber auch die Idee, Personen ab 50 Jahren einen Anspruch auf fünf Wochen Ferien zu gewähren, lehnte der Rat mit 100 zu 72 Stimmen bei 2 Enthaltungen ab.

Unterstützung erhielten die Initianten von der SP und den Grünen. Die Arbeitszeiten in der Schweiz seien sehr hoch im internationalen Vergleich, wurde zum Beispiel argumentiert, die Produktivität sei stark gestiegen und das Burnout-Syndrom werde zur Volkskrankheit. Die Gegner der Initiative bestreiten nicht, dass erholte Mitarbeitende besser arbeiten. Staatlich verordnete Ferien halten sie aber für falsch. Sie plädieren für sozialpartnerschaftlich ausgehandelte Lösungen oder freiwillige Grosszügigkeit. Besonders Unternehmer legten sich in der Debatte ins Zeug. Im Nationalrat waren sich alle einig, dass die Volksinitiative zwar ein populäres Anliegen vertrete. Doch mehr Ferien bedeuteten auch höhere Lohnkosten, wurde gesagt. Nicht umsonst stehe die Schweizer Wirtschaft gut da. Die relativ hohe Arbeitszeit bringe der Schweiz einen Standortvorteil.

Nun ist der Ständerat an der Reihe
Mit der Volksinitiative der Gewerkschaften wird sich nun noch der Ständerat befassen. Der Bundesrat empfiehlt sie wie der Nationalrat zur Ablehnung.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) begrüsst, dass der Nationalrat sowohl die unnötige Ferien-Initiative von TravailSuisse als auch weitere Vorstösse für zusätzliche Ferien ablehnte. Es muss weiterhin möglich sein, die Arbeitsbedingungen branchen- und unternehmensspezifisch zu differenzieren. Ferien, Freitage und Arbeitszeit bilden zusammen mit der Entlöhnung und den Lohnnebenleistungen ein Gesamtpaket innerhalb der Arbeitsbedingungen. Je nach Branche sieht dieses Paket anders aus.

Höhere Arbeitskosten schaden dem Standort Schweiz
Die Initianten argumentieren mit einer veränderten Arbeitswelt und gestiegenem Belastung, Druck und Hektik am Arbeitsplatz. Sie lassen dabei aber unberücksichtigt, dass sich die Bedingungen auch stark hin zu selbstbestimmtem Arbeiten verändert haben. Gerade bei den Arbeitszeiten haben die Branchen flexible Regelungen eingeführt, wo dies sinnvoll und möglich ist. Damit hat der Arbeitnehmende die Möglichkeit, die Arbeitszeit so zu wählen, dass sie seinen Bedürfnissen entspricht.

Der SAV ist überzeugt, dass die Forderung nach Einführung eines gesetzlichen Ferienanspruchs von sechs Wochen für alle Arbeitnehmenden überrissen ist. Zudem setzt er ein falsches Signal für die künftige Entwicklung der bereits hohen schweizerischen Arbeitskosten. Sollten diese weiter ansteigen, schadet dies der Wettbewerbsfähigkeit des Arbeitsstandorts Schweiz.