Lohngleichheit muss eine Selbstverständlichkeit sein

17. November 2011 News

Die Zwischenbilanz des vor zwei Jahren gestarteten Lohngleichheitsdialogs fällt weniger gut aus als erhofft. Erst 16 Unternehmen waren bislang bereit, die Löhne ihrer Angestellten hinsichtlich der Gleichstellung von Frauen und Männern zu überprüfen. Der Schweizerische Arbeitgeberverband, der Schweizerische Gewerbeverband, Gewerkschaften und der Bund wollen dem Projekt nun mehr Präsenz verleihen und so den Lohngleichheitsdialog stärken.

Zwar ist das Projekt «Lohngleichheitsdialog» mit heute 16 teilnehmenden Unternehmen weit vom Ziel von 20 Unternehmen pro Jahr entfernt. Bundesrätin Simonetta Sommaruga sprach an der Medienkonferenz anlässlich der Präsentation einer Zwischenbilanz denn auch von einem «ernüchternden Resultat» der Evaluation.

Dennoch lässt sich eine zunehmende Dynamik bei den interessierten Arbeitgebern feststellen. Die Lohngleichheit bei gleichwertiger Arbeit und insbesondere deren Nachweis sind zu einem Thema geworden, das laufend an Bedeutung gewinnt. Und dies, obwohl sich viele Unternehmen zurzeit mit anderen Problemen konfrontiert sehen. Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) hoffe, dass sich diese Entwicklung weiter verstärken werde, sagte Direktor Thomas Daum.

Potenzial der Frauen nutzen
Aus der Sicht des Schweizerischen Arbeitgeberverbands bilden die Frauen, deren Qualifikationen in den letzten Jahren stark zugenommen haben, ein immer wichtigeres Arbeitskräftepotenzial – insbesondere auch angesichts der demografischen Entwicklung. Der SAV setzt sich seit Jahren für die Umsetzung der Lohngleichheit von Mann und Frau in der betrieblichen Praxis ein.

Gemäss Thomas Daum müssten die Frauen spüren, dass sie gebraucht werden und willkommen sind, sollen sie in Zukunft noch stärker in den Arbeitsmarkt eingebunden werden. Dies sei jedoch nicht der Fall, wenn sich latent die Frage stelle, ob sie weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. «Der Generalverdacht, Frauen würden diskriminiert, muss ein für alle Mal beseitigt werden.»

Fast zehn Prozent unerklärbar
Es ist jedoch ein Fakt, dass zwischen Mann und Frau nach wie vor Lohnunterschiede bestehen. Die Lohnstrukturerhebung weist seit längerem eine Diskrepanz von zirka 20% aus, obwohl die Unternehmen seit 30 Jahren verfassungsrechtlich verpflichtet sind, die Lohngleichheit zwischen weiblichen und männlichen Arbeitnehmern einzuhalten. Es wäre aber falsch, von einer Lohndiskriminierung der Frauen in die­sem Umfang zu sprechen, weil mit 60% gut die Hälfte der ausgewiesenen Lohnunterschiede erklärbar ist.

Hilfreiches Instrument für Unternehmen
«Der Lohngleichheitsdialog bietet den Unternehmen eine Möglichkeit, ihre Lohnstrukturen zu prüfen und aufzuzeigen, dass bei ihnen keine Diskriminierung stattfindet», so Daum. Der SAV begrüsst es deshalb, dass sich die Trägerschaft auf die Weiterführung des Lohngleichheitsdialogs geeinigt hat und wird das Projekt weiterhin unterstützen.