Der Beruf ist für junge Erwachsene wichtig, aber nicht am wichtigsten

22. August 2011 News

Der Beruf geniesst bei jungen Erwachsenen in der Schweiz – hinter Familie und Freunden – dritte Priorität. Die Schweizer Jugendbefragung ch-x zeigt zudem, dass etwa jede zehnte begonnene Ausbildung oder Lehre abgebrochen wird.

Wie erleben Jugendliche den Einstieg in die Berufswelt? Wie berichten die 19- bzw. 20-jährigen jungen Erwachsenen über ihre diesbezüglichen Erfahrungen, und was ist ihnen in der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit besonders wichtig? Diesen Fragen ging die Studie «Einstieg in die Berufswelt» beruht auf Erhebungen im Rahmen der Eidgenössischen Jugendbefragungen ch-x nach.

Über 47 000 Jugendliche befragt
Die Jugendbefragungen sind seit ihrer Entstehung mit dem Bundesstaat von 1848 eine Einrichtung des früheren Militärdepartements EMD und heutigen VBS. Im Gegensatz zu früher werden nicht mehr nur die rund 60% Diensttauglichen in der Rekrutenschule befragt, sondern alle jungen Schweizer anlässlich ihrer Aushebung. Seit der Jahrtausendwende werden zudem rund 2000 junge Frauen in etwa 80 nach Zufall ausgewählten Gemeinden interviewt, teilt das VBS mit. Für die Hauptstichprobe des nun vorgestellten Projektes wurden 47 000 junge Schweizer Männer, 1660 gleichaltrige Schweizer Frauen, 165 Ausländern und 130 Ausländerinnen befragt.

Die Studie liefert folgende Erkenntnisse:

  • Die Lebensbereiche Beruf und Arbeit spielen für die Befragten eine zentrale, aber nicht die wichtigste Rolle. Auf einer Wichtigkeitsskala von 1 bis 5 erreichen Familie, Partner und Kinder bei den Männern eine 4 und bei den Frauen eine 4,3 – unabhängig davon, ob es sich bei den Befragten um Schweizer oder Ausländer handelte. Die Bedeutung von Arbeit, Beruf und Ausbildung erreicht bei den Schweizer und Schweizerinnen einen Wert von 3,2, wie aus dem vorgestellten Studienbericht weiter hervorgeht. Die ausländischen Befragten räumen diesem Themenkreis eine höhere Bedeutung ein. Bei Ausländern wurde ein Wert von 3,4 erreicht. Bei Ausländerinnen gar ein Wert von 3,6. Dies könnte nach Ansicht der Studienautoren mit den unterschiedlichen Ausgangsbedingungen zusammenhängen. Da Ausländer im Schnitt einen tieferen Bildungsabschluss erreichen und daher eingeschränkte Berufswahlchancen haben, ist für sie ein gelungener Einstig ins Berufsleben umso wichtiger.
  • Bei der Berufswahl unterscheiden sich Männer von Frauen: Während Männer eher handwerklich-technische Tätigkeiten suchen und nach prestigeträchtigen Positionen streben, interessieren sich Frauen eher für künstlerisch-kreative Tätigkeiten und orientieren sich an prosozialen Zielen.
  • Die Selbsteinschätzungen der jungen Erwachsenen fallen überwiegend positiv aus; dies lässt auf ein gesundes Selbstwertgefühl schliessen. Bei den Schweizer Männern liegen die Einschätzungen leicht höher als bei den Frauen.
  • Bei der Berufs- und Ausbildungswahl treten auch Schwierigkeiten auf. Die Befragten haben folgende Probleme oder Hindernisse als am höchsten eingestuft: fehlende Perspektiven in Bezug auf Lohn, Karriere und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten.
  • Junge Erwachsene ausländischer Herkunft haben einen schwereren Stand auf dem Arbeitsmarkt (mehr Absagen auf Bewerbungen, mehr Abbrüche) als einheimische. So berichtet jede zehnte bzw. jeder zehnte Befragte von einer abgebrochenen Ausbildung bzw. Lehre. Während Schweizer und Schweizerinnen in 10,9% respektive 11,9% der Fälle eine Ausbildung abgebrochen haben, sind es bei den Ausländern 19,7% und bei den Ausländerinnen 14,3%.

Übergang in die Berufsbildung für Arbeitgeber zentral
Die Arbeitgeber sind sehr interessiert daran, den Übergang von der obligatorischen Schule in die Berufsbildung zu optimieren. Daher besteht bei den Arbeitgeberorganisationen eine hohe Bereitschaft, die Nahtstelle zwischen obligatorischer Schule und Arbeitswelt mit ihren vielen involvierten Akteuren zu verbessern. Als besonders wichtig erachten die Arbeitgeber eine gut funktionierende Berufs- und Schulwahlvorbereitung auf der Sekundarstufe I. Um Verbesserungen zu erreichen, beteiligt sich der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) zusammen mit der Schweizerischen Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) am Projekt Nahtstelle.