Die KMU, Stützpfeiler der Weltwirtschaft

18. Juni 2015 Meinungen

4000 Delegierte aus 185 Ländern haben sich anfangs Juni im Rahmen der 104. Internationalen Arbeitskonferenz (IAK) in Genf versammelt. Die auf einer tripartiten Vertretung – Regierungen, Arbeitgeber, Arbeitnehmer – aufbauende Konferenz ging mit der Verabschiedung einer Resolution mit dem Titel «Kleine und mittlere Unternehmen und die Schaffung menschenwürdiger und produktiver Arbeitsplätze» zu Ende.

Das ist alles andere als ein Zufall. In der ganzen Welt sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – das sind Unternehmen, die zwischen 1 und 250 Angestellte beschäftigen – ein echter Motor für das Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Ein paar Zahlen sollen diese Realität belegen. Weltweit sind zwei Drittel der Arbeitsplätze bei KMU konzentriert. In der Mehrzahl der Länder gehen über 50 Prozent der neu geschaffenen Arbeitsplätze auf das Konto von Unternehmen, die zwischen 5 und 99 Angestellte beschäftigen.

Gemäss Schätzungen beläuft sich der Beitrag der KMU an das globale BIP auf annähernd 65 Prozent. Mehrere Studien deuten auf eine positive Korrelation zwischen dieser Unternehmenskategorie und dem wirtschaftlichen Wachstum hin. Mit anderen Worten: Je mehr KMU ein Land aufweist, desto höher ist dessen Wachstumsrate.

Müssen KMU als Arbeitsplatzbeschaffer von der öffentlichen Hand unterstützt werden? Die Antwort der IAK lautet ja, sie weist aber gleichzeitig darauf hin, dass angesichts der ausgeprägten Diversität der KMU und der jeweiligen nationalen Gegebenheiten ein für alle Staaten anwendbares, einheitliches Aktionsmodell ein Wunschtraum ist. Um die Schaffung von Arbeitsplätzen zu fördern, werden zwei hauptsächliche Massnahmen in den Vordergrund gestellt.

Die erste zielt auf die Vereinfachung der geltenden Vorschriften ab. Die IAK lanciert einen Appell an die Mitgliedsstaaten, die KMU bei der Ausarbeitung von neuen Gesetzen besser zu berücksichtigen. Die zweite Massnahme bezweckt, den Zugang von KMU zu Finanzierungen, insbesondere mittels Darlehensgarantien und Unterstützungsbeiträgen an Start-ups, zu verbessern.

Die Resolution deckt im Hinblick auf eine Erhöhung der Anzahl von menschenwürdigen Arbeitsplätzen in KMU auch einen sozialen Aspekt ab. Die Regierungen werden aufgerufen, die grundlegenden Rechte der Arbeitnehmer zu respektieren und das Unwesen der informellen Wirtschaft einzudämmen. Die Sozialpartner ihrerseits werden eingeladen, die Anzahl KMU und Arbeitnehmer in ihren Verbänden zu erhöhen und den sozialen Dialog zu verbessern.

Die in Genf anwesende Schweizer Delegation, die sich aus Vertretern des Seco und der Sozialpartner zusammensetzte, hat die Resolution der IAK einstimmig unterstützt. Und das aus gutem Grund: Der Wortlaut entspricht nämlich vollumfänglich der Politik des Bundes zugunsten der KMU. Schon seit vielen Jahren führt der Bundesrat einen unablässigen Kampf gegen die Kosten, welche die Vorschriften verursachen – leider ohne durchschlagenden Erfolg. Wie der kürzlich veröffentlichte Bürokratiebarometer des Seco zeigt, sind die administrativen Kosten für KMU ständig im Steigen begriffen.

Im Gegensatz dazu vermag die Strategie des Bundes in Sachen Finanzierung von KMU mehr zu überzeugen. Die Erfahrung zeigt, dass die «Verordnung über die Finanzhilfen an gewerbeorientierte Bürgschaftorganisationen» die Gründung, Entwicklung und Nachfolgeregelung zahlreicher KMU fördert bzw. unterstützt.

Im Nachgang zur Resolution der IAK kann zu Recht behauptet werden, dass die Schweiz in Sachen Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen vorbildlich dasteht. Das Bundesgesetz gegen die Schwarzarbeit reduziert die Schattenwirtschaft auf ein Minimum. Die flankierenden Massnahmen zum freien Personenverkehr ermöglichen es, effizient gegen das Lohndumping vorzugehen. Die in der Resolution der IAK hervorgehobene Sozialpartnerschaft ist in unserem Land eine unbestrittene Tatsache: Fast 50 Prozent der Lohnempfänger – wovon die meisten in KMU tätig sind – geniessen den Schutz eines Gesamtarbeitsvertrags.