81 000 Lehrstellen, 77 000 Lehrstellensuchende

20. Juni 2011 News

Die Betriebe in der Schweiz bieten in diesem Jahr erstmals mehr Lehrstellen an, als es junge Erwachsene gibt, die sich für eine Lehrstelle interessieren. Trotz dem Überangebot an Lehrstellen haben schlechter ausgebildete Schülerinnen und Schüler aber Mühe, den Einstieg zu finden.

Das Lehrstellenbarometer des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie (BBT) weist 81 000 Lehrstellen aus, die Unternehmen in der Schweiz für 2011 ausgeschrieben haben. Das sind 5000 mehr als noch vor einem Jahr. Die Zahl der Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen, blieb aber gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 77 000. Erstmals seit es das Lehrstellenbarometer gibt, interessieren sich damit weniger Leute für Lehrstellen, als es Lehrstellen gibt. Wie das BBT mitteilte, waren im April noch rund 20 000 Lehrstellen offen. «Die Entwicklung gibt Anlass zur Sorge», sagte BBT-Direktorin Ursula Renold vor den Medien in Bern.

Demografie immer gewichtiger
Während vor einigen Jahren noch Betriebe ermuntert werden mussten, Lehrstellen anzubieten, haben die Unternehmen heute Mühe, gut ausgebildete junge Leute für ihre Ausbildungsplätze zu finden. Prekär ist die Situation vor allem bei den anspruchsvollen technischen Berufen. Dort ist das Angebot laut Lehrstellenbarometer deutlich höher als die Nachfrage: 20 500 Lehrstellen stehen 15 000 interessierten Jugendlichen gegenüber. In anderen Branchen liegen Nachfrage und Angebot zumeist näher beieinander. Eine immer grössere Rolle spielt aber auch die Demografie. Die Zahl der Schulabgänger nimmt ab, so dass weniger Leute Lehrstellen suchen, während die Zahl der Lehrstellen steigt.

Angebot und Nachfragen entsprechen sich auf dem Lehrstellenmarkt häufig nicht: Trotz dem Überangebot an Lehrstellen haben schlecht ausgebildete Schüler oft Mühe, den Einstieg zu finden. Im Kanton Bern, der als typisches Beispiel für die Deutschschweiz gilt, besucht jeder fünfte Jugendliche ein Brückenangebot. Dort landen Jugendliche, weil sie sich beispielsweise auf ihren Wunschberuf konzentrierten und dort keine Lehrstelle fanden oder weil sie ihr schulisches Niveau noch verbessern müssen.

Angebote für schlechter Qualifizierte
Damit diese Jugendlichen nicht zwischen Stuhl und Bank fallen, setzen Bund, Kantone und Wirtschaft auf eine Reihe von Massnahmen, wie etwa niederschwellige Angebote oder ein Case Management Berufsbildung. Diese werden gezielt bei Jugendlichen angewandt, die Probleme haben, eine Lehrstelle zu finden.

Als besondere Stärke und Garant für das erfolgreiche Funktionieren des dualen Berufsbildungssystems unterstrich auch BBT-Direktorin Ursula Renold die gut funktionierende Verbundpartnerschaft zwischen Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. Diese sei ein entscheidender Erfolgsfaktor, um die Abschlussquote auf Sekundarstufe II bis 2015 von bisher 90 auf 95% zu steigern und damit Arbeitslosigkeit und Sozialkosten zu senken.