Keine Ausreden mehr bei der beruflichen Eingliederung

28. November 2017 Meinungen

In der Vergangenheit hat sich die Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Ärzten bei der beruflichen Eingliederung von ernsthaft erkrankten oder verunfallten Mitarbeitenden nicht selten als schwierig erwiesen. Arbeitgeber beklagten sich über Ärzte, weil diese ihnen keine präzisen Angaben über die Arbeitsfähigkeit ihrer Patienten lieferten. Auf diese Informationen sind die Arbeitgeber jedoch zwingend angewiesen, um die Rückkehr ihrer Mitarbeitenden in den Arbeitsbetrieb sorgfältig planen zu können. Die Ärzte wiederum bemängelten, dass ihnen die nötigen Kenntnisse über die Anforderungen am Arbeitsplatz der Patienten fehlten, um mindestens eine teilweise Arbeitsfähigkeit festlegen zu können. Zu einem für die erfolgreiche Rückkehr an den Arbeitsplatz entscheidenden Trialog zwischen betroffenem Arbeitnehmer, seinem Arzt und seinem Arbeitgeber kam es unter diesen Umständen häufig nicht.

Die Zeit der Ausreden auf beiden Seiten soll nun vorbei sein. Dazu hat Compasso mit der Ärzteschaft das ressourcenorientierte Eingliederungsprofil (REP) lanciert – ein Instrument, das ab sofort kostenlos und schweizweit in drei Landessprachen online zur Verfügung steht. Mit nur wenigen Klicks können Arbeitgeber gemeinsam mit den Mitarbeitenden ein Profil erstellen, das die Jobanforderungen und Umstände am Arbeitsplatz differenziert erfasst – erstmals auch psychosoziale Faktoren. Mit diesem Profil erhalten die Ärzte wichtige Informationen, um die teilweise Einsatzfähigkeit von Patienten zu beurteilen. Im Gegenzug können die Arbeitgeber zusammen mit ihren betroffenen Mitarbeitenden und mithilfe der detaillierten Angaben der Ärzte einen Plan erstellen, der den individuellen Möglichkeiten der Patienten Rechnung trägt und sie rasch und gezielt wieder an ihren Arbeitsplatz zurückführt.

 

Je länger die Absenz vom Arbeitsplatz, desto schwieriger wird der Wiedereinstieg

Derzeit werden 80 Prozent der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen auf 0 oder 100 Prozent ausgestellt. Eine Teilarbeitsfähigkeit wird oft nicht in Betracht gezogen. Das erschwert einen schrittweisen Wiedereinstieg in den Arbeitsprozess, der gerade bei psychischen Beeinträchtigungen für den weiteren Verlauf und damit auch für die Sicherung der Arbeitsmarktfähigkeit der Betroffenen entscheidend ist. Je länger die Absenz vom Arbeitsplatz, desto schwieriger wird der Wiedereinstieg und desto grösser das Risiko einer Chronifizierung und sozialer Ausgrenzung. Eine verzögerte oder gar missglückte Rückkehr hat nicht zuletzt auch für die Arbeitgeber enorm hohe Kosten und den Verlust von Fachwissen der betroffenen Mitarbeitenden zur Folge.

Das REP dient allen Beteiligten und erweist sich als vielversprechender Trumpf, um dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Tool ist einfach, konkret und praxistauglich. Zudem schützt es die Privatsphäre der Mitarbeitenden, indem die erfassten Daten nicht auf einem Server gespeichert werden, sondern direkt ausgedruckt und den Mitarbeitenden physisch mitgegeben werden. Nun sind die Arbeitgeber gefordert, schweizweit konsequent auf dieses Instrument zu setzen und die Ärzte an Bord zu holen. Denn Ausreden helfen niemandem – am allerwenigsten den betroffenen Mitarbeitenden.