Sprungbrett für Karrieren

23. November 2012 Meinungen

Das Schweizer System der Berufsbildung hat sowohl für die Jungen als auch für die Unternehmen viele Vorteile. Das zeigt sich gerade in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit.

Rund 70 Prozent der Jugendlichen in der Schweiz schaffen den Einstieg ins Erwerbsleben über eine Berufslehre. Trotzdem steht dieser Ausbildungsweg immer wieder unter Rechtfertigungsdruck. So grassiert immer noch das Vorurteil, der Gang an Gymnasien und Universitäten eröffne den Jungen generell bessere Karrierechancen. Und in bildungspolitischen Debatten taucht immer wieder das Argument auf, die duale Berufsbildung mit der Berufslehre sei nicht mehr in der Lage, die Lernenden auf die Anforderungen der modernen «Wissensgesellschaft» vorzubereiten.

Jenseits von solchen Vorurteilen ist und bleibt das System der dualen Berufsbildung in der realen Ausbildungs- und Arbeitswelt ein Erfolgsmodell: Es versorgt die Wirtschaft laufend mit neuen Fachkräften, die gut und auch entsprechend den Bedürfnissen der Branchen und ihrer Unternehmen ausgebildet sind. Das fördert nicht nur das Wachstum, sondern auch die Beschäftigungs- und Aufstiegschancen der Arbeitnehmenden.

«Wissensgesellschaft» in der Berufsbildung angekommen
Ökonomen sind sich zudem weitgehend einig, dass die im internationalen Vergleich sehr gute Arbeitsmarktperformance und vor allem die ausgesprochen tiefe Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz massgeblich der dualen Berufsbildung und den vielfältigen Angeboten auf dem Lehrstellenmarkt zu verdanken sind. Zur Erinnerung: In der EU hat die Jugendarbeitslosigkeit mittlerweile einen Durchschnittswert von fast 23 Prozent erreicht. In Spanien ist mehr als die Hälfte der Jugendlichen ohne Job, in Italien mehr als ein Drittel. In der Schweiz sind es derzeit 3,5 Prozent.

Ein Blick in Lehrpläne anspruchsvoller beruflicher Grundbildungen (etwa im kaufmännischen Bereich) zeigt zudem, dass die «Wissensgesellschaft » längst in der Berufsbildung angekommen ist und sich nicht auf den akademischen Bereich beschränkt. Als besondere Vorteile der Berufsbildung erweisen sich schliesslich ihre Reformfähigkeit und Durchlässigkeit: Ein gutes Beispiel dafür ist die kaufmännische Grundbildung, die im Rahmen der Bildungsreform für 2012 flexibler und branchennäher organisiert worden ist.

Erfolgreiche Absolventen einer Lehre können nach wie vor Karrieren machen, die mit solchen von Hochschulabgängern vergleichbar sind. Mit dem Weg über höhere Berufsbildungsabschlüsse, eine Berufsmatura oder ein Fachhochschulstudium stehen Lehrabgängern zudem viele Weiterbildungsoptionen offen. Dieser Prozess vollzieht sich im Übrigen ohne grosse Aufregung und sorgt dafür, dass geeignete Personen an den richtigen Ort gelangen: So werden echte Chancen für Aufsteigerinnen und Aufsteiger geschaffen.

Potenzial für die Weiterentwicklung
Klar ist: Das Berufsbildungssystem muss auch künftig weiterentwickelt werden. Dabei sind nicht nur die Verbundpartner und Träger, sondern auch Arbeitgeber und Unternehmen gefordert. Die rückläufige Zahl der Schulabgänger verstärkt den Druck, gut qualifizierten Schülerinnen und Schülern künftig noch attraktivere Angebote und noch bessere Perspektiven zu bieten.

Zudem gilt es, die internationale Positionierung der Abschlüsse zu verbessern und ein besonderes Augenmerk auf die Fremdsprachenkenntnisse und Mobilität der Lernenden zu richten. Generell ist die Schweiz mit ihrem Berufsbildungssystem aber gut gerüstet. Es ermöglicht Jugendlichen auch künftig ein solides berufliches Fundament und vielfältige Karrierechancen.