Bildung als «Swiss Skill»

16. Oktober 2014 Meinungen

Die SwissSkills Bern 2014 zeigten die Vielfalt der Berufsbildung in der Schweiz. Diese ist das Resultat einer Bottom-up-Kultur, die es zu pflegen und zu fördern gilt.

Die Bildung der Schweizer Bevölkerung ist auf einem guten Niveau. Gemäss dem zweiten Bildungsbericht, der dieses Jahr publiziert wurde, verfügt heute jeder dritte Erwachsene im erwerbsfähigen Alter über einen tertiären Bildungsabschluss (Hochschule oder höhere Berufsbildung). Vor zehn Jahren galt das nur für jeden vierten Erwachsenen. Das Bildungsniveau der Bevölkerung wird sich in den nächsten Jahren zudem weiter erhöhen. Gleichzeitig sind und bleiben die Berufsleute mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II wichtig für den Arbeitsmarkt.

Demografiebedingt erreicht zugleich die Zahl der Schulkinder derzeit gemessen an der Gesamtbevölkerung einen historischen Tiefstand, wird in den nächsten Jahren aber wieder ansteigen. Erste Tendenzen in diese Richtung machen sich auf der Vorschulstufe bereits bemerkbar. Auf der Primarschulstufe wird die Schülerschaft gemäss aktuellen Prognosen bis 2021 gesamtschweizerisch um 10 Prozent ansteigen. Auf der Sekundarstufe ist ab 2017 wieder mit einem Anstieg der Schülerzahlen zu rechnen.

In der Folge des ersten Bildungsberichts wurden 2011 folgende Ziele festgelegt: die weitere Harmonisierung der obligatorischen Schule durch die Kantone, die weitere Erhöhung der Abschlussquote auf der Sekundarstufe II, die langfristige Sicherstellung des prüfungsfreien Zugangs zu den universitären Hochschulen über die gymnasiale Maturität, die verbesserte internationale Anerkennung der Abschlüsse der höheren Berufsbildung, die Verbesserung der Attraktivität einer Karriere für junge Forschende an universitären Hochschulen und die Validierung von nicht in der Schule erworbenen Lernleistungen. Der Bildungsbericht 2014 enthält erste Hinweise, wo man in diesem Prozess steht.

Das wichtige Ziel – die Erhöhung der Abschlussquote auf der Sekundarstufe II – stand Mitte September mit der einmaligen Leistungsschau der Berufsbildung, SwissSkills Bern 2014, im Vordergrund. 70 Meisterschaften wurden ausgetragen, über 130 Berufe stellten sich vor. Das war Emotion und Information zugleich. Für die Durchführung waren die Branchenverbände verantwortlich. Sie sind die Träger der einzelnen Berufe. Das heisst, sie bestimmen, welche betrieblichen Kompetenzen im Rahmen einer beruflichen Grundbildung ausgebildet werden. Die SwissSkills Bern 2014 widerspiegeln also die Vielfalt der Berufsbildung in allen Facetten. Diese Vielfalt ist das Resultat einer Bottom-up-Kultur: Nicht der Staat, sondern die Wirtschaft bzw. die einzelnen Branchen prägen die Berufsbildung. Sie wissen am besten, welche Kompetenzen am Arbeitsmarkt gefragt sind und wie man diese in der Praxis ausbildet. Das Resultat dieser Kultur: Die Schweiz hat eine tiefe Jugend- Arbeitslosenquote, weil Berufslernende in hohem Masse arbeitsmarktfähig sind.

Wie wichtig der «Swiss Skill Bildung» auch als Mittel gegen den Fachkräftemangel ist, widerspiegeln die vom SAV in die Fachkräfteinitiative des Bundes (FKI) eingebrachten Forderungen: Darunter fällt nicht nur der Systemwechsel in der Finanzierung der höheren Berufsbildung hin zur Subjektfinanzierung, sondern auch die Einführung eines nationalen Qualifikationsrahmens für Berufsbildungsabschlüsse zur besseren internationalen Vergleichbarkeit und Anerkennung. Eine optimierte Unterstützung der Verbände in ihren Berufsbildungsaktivitäten durch das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung wäre in diesem Zusammenhang ebenfalls ein wichtiges Instrument.