Kapag: Auch die Arbeitnehmenden müssen mitziehen

6. Juli 2015 Best Practice

Bei der Kapag AG, die Spezialkarton für die Papier- und Grafikindustrie herstellt, arbeiten viele ältere Mitarbeitende. Es ist nicht aussergewöhnlich, dass auch bald 60-Jährige eine Stelle antreten. Der bevorstehende Generationenwechsel stellt aber eine Herausforderung dar, nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation in der Papierindustrie.

Die Kapag Karton und Papier AG in Muhen kann auf eine ganze Reihe langjähriger, treuer Mitarbeitender zählen – ein Umstand, um den sie wohl manch andere Firma beneiden würde. Doch für den kleinen Aargauer Betrieb mit knapp 50 Angestellten, der in den letzten acht Jahren zudem nicht weniger als 13 Personen über 45 Jahren eingestellt hat, stellt die Situation eine Herausforderung dar: Der Überbestand an älteren Mitarbeitenden wird in den nächsten zehn Jahren zu einer Pensionierungswelle führen. Für Inhaber Alexander Meyer ist deshalb klar: «Wir müssen uns heute schon Gedanken darüber machen, wie wir die anstehenden Pensionierungen kompensieren und den drohenden Know-how-Verlust auffangen.» Erschwerend kommt hinzu, dass in der Papierindustrie Fachkräfte wie Papiertechnologen fehlen und dass die Konkurrenz aus dem europäischen Raum und damit der Preisdruck enorm hoch sind. Spezielle Modelle zur Förderung des Wissenstransfers zwischen den Generationen, beispielsweise Tandems, könne sich die Firma nicht leisten, sagt Meyer.

An den jährlichen Mitarbeitergesprächen werden die individuellen Aus- und Weiterbildungsbedürfnisse erhoben und spätestens ab Alter 60 auch die Pensionierungspläne. Frühpensionierungen sind grundsätzlich kein Thema, in Einzelfällen aber möglich. Weiterbildung wird dagegen zeitlich wie finanziell unterstützt. Bisweilen stellt der Firmeninhaber jedoch fest, dass ältere – teilweise aber auch jüngere – Mitarbeitende sich nicht mehr weiterentwickeln wollen. Eine der erwähnten Anstellungen über 45 betraf einen 59-jährigen Mitarbeiter, der bis zur Pensionierung bei Kapag hätte arbeiten können – obwohl seine Leistung nicht immer überzeugte. Nach vier Jahren sei er auf ihn zugekommen, berichtet Meyer, und habe um die Kündigung gebeten, um bis zur ordentlichen Pensionierung Arbeitslosengeld beziehen zu können. Als er abwinkte, kündigte der Mitarbeitende selber.

Trotz Enttäuschungen wie dieser überwiegen für Alexander Meyer die positiven Erfahrungen mit erfahrenen Mitarbeitenden. Er hofft inskünftig neben der nötigen Flexibilität der Arbeitnehmenden auch auf bessere Rahmenbedingungen wie tiefere Sozialleistungen für ältere Mitarbeitende und gesellschaftliche Akzeptanz für ein gleichbleibendes oder gar sinkendes Lohnniveau mit zunehmendem Alter.

Steckbrief

  • Branche: Papierindustrie
  • Ort: Muhen
  • Mitarbeiter: 45
  • Davon Ü45: über 50 Prozent

Weitere Informationen

  • Kontaktperson KAPAG Karton und Papier AG: Herr Alexander Meyer, Inhaber, a.meyer@kapag.com