«Es gibt die gesuchten Fachleute bei uns schlicht nicht»

14. Januar 2015 5 Fragen an...

Die Giesserei Wolfensberger stellt in Bauma Gussteile für die internationale Maschinenbauindustrie her. Nach turbulenten Jahren im Gefolge von Finanz- und Euro-Krise setzt man im Tösstal vermehrt auf Automatisierung und technische Neuentwicklungen. Dabei könnte dem Familienunternehmen allerdings die Beschränkung der Zuwanderung in die Quere kommen, wie Markus Schmidhauser, der Geschäftsführer in dritter Generation, erklärt.

Herr Schmidhauser, die Giesserei Wolfensberger wurde vor 90 Jahren gegründet. Was zeichnete das Unternehmen über all die Jahre – und noch heute – aus?
Wir definieren uns vor allem über die Werkstoffe, die wir giessen: Der Kunde findet bei uns eine sehr breite Palette. Zudem sind wir seit 1970 wohl weltweit die einzige Giesserei, die den keramischen Präzisionsguss – die Gussherstellung in keramischen Formen – in grossen Mengen betreibt. Schliesslich hat bei uns auch die Nachbearbeitung der gegossenen Teile eine lange Tradition. Da haben wir uns ein grosses Know-how angeeignet. Die Nachbearbeitung, die Einführung neuer Werkstoffe und der keramische Präzisionsguss sind die wichtigsten Meilensteine unserer Firmengeschichte und noch heute unsere Stärken.

Wodurch heben Sie sich von anderen Giessereien ab?
Wir versuchen, Nischen zu bedienen. Mit unserem Gesamtpaket bestehend aus einer Kombination von Beratung, Engineering, speziellen Werkstoffen und Verfahren sowie Nachbearbeitung sind wir anderen einen Schritt voraus. Würden wir einfach Teile anfertigen, die jede zweite Giesserei herstellen kann, liefe es nur über den Preis. Da könnten wir aus der Schweiz nicht mithalten. Stattdessen wollen wir mit technischen Neuentwicklungen wieder wachsen, um nach wie vor ein gleichwertiger Partner für die grossen Firmen der Maschinenbauindustrie zu sein.

Wie gut können Sie den Bedarf an Fachpersonen, gerade für den Forschungs- und Entwicklungsbereich, decken?
Es ist schwierig, gute Fachleute zu gewinnen. Wir haben zwar Schweizer Ingenieure, aber im Giesserei-Bereich auf unserem Niveau haben wir fast keine Möglichkeiten, im Inland zu rekrutieren. Es gibt diese Fachkräfte bei uns schlicht nicht. Unser Vorteil ist, dass die deutsche Gussindustrie weltweit führend ist. Viele deutsche Fachleute kommen gerne zu uns.

Mit anderen Worten: Die Beschränkung der Zuwanderung stellt für Sie ein ernstzunehmendes Problem dar.
Ohne Zuwanderung haben wir keine Chance, die nötigen Fachkräfte zu finden. Wenn Kontingente eingeführt werden, bin ich gespannt, wer diese wie verteilen wird. Dann kommen zuerst einmal die Pharmaindustrie, Banken und Versicherungen – wir werden sicher nicht erstrangig behandelt.

Wie steht es um die Ausbildung und Förderung von eigenem Nachwuchs?
Wir haben pro Jahr im Schnitt zwölf Lernende: jeweils acht Polymechaniker und drei bis vier Gusstechnologen. Wobei es bei letzteren schwierig ist, gute Lernende zu finden. Und die Guten bilden sich weiter, so dass sie dem Beruf früher oder später auch verloren gehen. Als Giesserei ist man für viele nicht der attraktivste Arbeitgeber: Es ist lärmig, heiss, staubig. Dass es sich um einen interessanten und anspruchsvollen Beruf handelt, wird von aussen stark unterschätzt.