Ein herausragendes Ereignis für die Arbeitswelt

30. Mai 2016 News

An der 105. Tagung der Internationalen Arbeitskonferenz (IAK) diskutieren in Genf rund 4000 Delegierte aus 186 Ländern über «menschenwürdige Arbeit in den globalen Wertschöpfungsketten». Dieses Thema ist für die Schweiz sehr relevant, weil an die 10’000 multinationale Firmen hier ansässig sind.

Die IAK ist das höchste Organ der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und zeichnet sich durch ihre einzigartige tripartite Struktur mit Vertretern von Regierungen, Arbeitgebern und Arbeitnehmern aus. Ihre Aufgabe ist es, die internationalen Arbeitsnormen festzulegen.

Die starke Teilnahme steht im Kontrast zum schwachen Interesse, das die IAK in der Schweiz vor allem bei den Medien auslöst. Zu Unrecht, denn die von der Konferenz insbesondere in Form von Konventionen festgelegten Normen üben einen zunehmenden Einfluss auf unser Land aus, wie folgendes Beispiel: Seit dem 1. Juni 2014 sind die Schweizer Unternehmen dazu verpflichtet, die zum Stillen aufgewendete Zeit zu vergüten. Diese Verpflichtung beruht auf der Konvention 183 der IAO, welche die Schweiz ratifiziert hat.

Als Highlight der diesjährigen Konferenz kündigt sich die zu erwartende sehr lebhafte Diskussion um «menschenwürdige Arbeit in den globalen Wertschöpfungsketten» an. Es wird darum gehen, besser zu verstehen, wie die Teilnahme an den globalen Wertschöpfungsketten zu einer nachhaltigen Entwicklung und zu menschenwürdigen Arbeitsverhältnissen für alle beitragen kann. Das ist eine gewaltige Herausforderung, denn gemäss einem Bericht des Internationalen Arbeitsamtes sind 20 Prozent der weltweiten Arbeitskräfte in die globalen Wertschöpfungsketten eingebunden. Die Schweiz gehört bei dieser Diskussion zu den Hauptbetroffenen, sind doch an die 10’000 multinationale Firmen in der Schweiz ansässig.

Bundespräsident Johann Schneider-Ammann wird an der Eröffnungszeremonie der Konferenz teilnehmen. Er wird zusammen mit dem Direktor der IAO, Guy Ryder, eine Grundsatzvereinbarung im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit unterzeichnen, welche die bestehende Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der IAO konsolidieren soll. Die von der Schweiz zurzeit unterstützten IAO-Projekte zielen insbesondere auf die Erhöhung der wirtschaftlichen Produktivität und die Sicherstellung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen für Migranten in den Entwicklungs- und Schwellenländern.