Ausgangslage der Jugendlichen im Arbeitsmarkt ist zugleich hervorragend und fordernd

20. Juni 2017 Fokus
Von Simon Wey

Auf den ersten Blick erscheint die Jugenderwerbslosigkeit in der Schweiz hoch. Deren Höhe lässt sich vor allem damit begründen, dass der Übertritt in den Arbeitsmarkt und in überobligatorische Schulen mit verschiedenen Hürden gespickt ist. Im Unterschied zu anderen Ländern verfügt die Schweiz aber über vorteilhafte Rahmenbedingungen, so dass die Integration von Jugendlichen in den Erwerbsprozess vergleichsweise gut funktioniert.

Jugendliche im Alter zwischen 15 und 24 Jahren sind in der Schweiz zwar mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit erwerbslos als die übrigen Altersklassen. So lag ihre Erwerbslosenquote 2016 bei 8,4 Prozent, die damit um 3,6 Prozentpunkte höher war als der nationale Durchschnitt der gesamten Erwerbsbevölkerung. Im internationalen Vergleich weist die Schweiz aber eine tiefe Jugenderwerbslosigkeit auf. Ebenso ist hierzulande mit 62,2 Prozent ein überdurchschnittlich hoher Anteil junger Menschen in den Arbeitsmarkt integriert; von den Ländern der OECD übertraf 2016 einzig Island diesen Wert. «Jugendliche mit hervorragender Ausgangslage im Arbeitsmarkt – Staat und Wirtschaft jedoch weiterhin gefordert» lautet entsprechend dieser ambivalenten Situation der Titel des ersten Fokus zur Situation von Jugendlichen im Umfeld des Arbeitsmarkts.

Die Analyse verschiedener Aspekte der Jugenderwerbslosigkeit und -erwerbstätigkeit in der Schweiz, eingebettet in den internationalen Kontext, lässt die folgenden Schlüsse zu: Auf der einen Seite entfalten hierzulande die zahlreichen Bemühungen von Staat und Wirtschaft, der liberale Arbeitsmarkt, das grosse Angebot an Teilzeitstellen und – besonders wichtig – das System der dualen Berufsbildung eine positive Wirkung zugunsten der Arbeitsmarktintegration von Jugendlichen. Auf der anderen Seite mahnen aber problematische Entwicklungen wie die hohe Zahl unbesetzter Lehrstellen der letzten Jahre, eine hohe Lehrabbruchsquote von 25 Prozent oder das im Vergleich zu den 1990er-Jahren heute erhöhte Niveau der Erwerbslosenquote zur Fortsetzung der Anstrengungen, um die Situation von Jugendlichen im Arbeitsmarkt kontinuierlich weiter zu verbessern. Denn kaum woanders sind finanzielle Mittel besser angelegt als bei der Sicherstellung eines erfolgreichen Starts von Jugendlichen ins Erwerbsleben.