Armut: Arbeitgeber sind bereit zum Dialog

22. November 2010 Meinungen

Bund, Kantone und Gemeinden wollen die Armut in der Schweiz koordiniert bekämpfen. Unter anderem wollen sie die Bemühungen für die (Wieder-)Eingliederung von Armutsbetroffenen oder -gefährdeten in den Arbeitsmarkt verstärken. Der Schweizerische Arbeitgeberverband ist bereit, am Dialog teilzunehmen und seine besondere Kompetenz in Fragen der Arbeitsmarktintegration einzubringen.

Wie an der Armutskonferenz Mitte November zum Ausdruck kam, lässt sich ein breiter Konsens vor allem bei der Identifikation und Gewichtung der Armutsrisiken ausmachen. Der bundesrätliche Bericht über die «Gesamtschweizerische Strategie zur Armutsbekämpfung» gibt dazu einen guten Überblick und macht deutlich, welche Bedeutung der Integration ins Arbeitsleben zukommt.

Beschäftigung unter Wettbewerbsbedingungen
Der Satz «Erwerbsarbeit ist das wirksamste Mittel, um Armut zu vermeiden» zieht sich wie ein roter Faden durch den Bericht. Damit liegt es nicht nur an der besonderen Arbeitgeberoptik, wenn im Folgenden diese Frage speziell thematisiert wird. Allerdings muss der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) auch die Feststellung des Berichts zur Kenntnis nehmen, dass «Erwerbsarbeit allein als Schutz vor Armut nicht ausreicht». Deshalb hat sich der Verband auch und vor allem mit dem Phänomen der «Working Poor» auseinanderzusetzen.

Die Wirtschaft respektive die Arbeitgeber leisten ihren wichtigsten Beitrag zur Armutsvermeidung, indem sie Menschen beschäftigen und ihnen dafür einen Lohn sowie die mit der Beschäftigung verbundenen Sozialleistungen entrichten. Diese dienen nicht nur der Deckung der Beschäftigungsrisiken wie Krankheit, Unfall, Invalidität und Arbeitslosigkeit, sondern vor allem auch der Altersvorsorge. Es wird daher immer wieder versucht, die Wirtschaft beschäftigungspolitisch in die Pflicht zu nehmen. Hier muss aber auf die Grenzen hingewiesen werden, die sich aus den Gesetzmässigkeiten der Marktwirtschaft und – für die Schweiz besonders wichtig – aus dem internationalen Wettbewerb ergeben.

Hohe Beschäftigung als Kernstrategie
Die imperative Forderung nach der Schaffung von Arbeitsplätzen und die pauschale Kritik am Abbau oder an der Verlagerung von Stellen gehen am Wesen der Marktwirtschaft und an den Realitäten des globalen Konkurrenzkampfs vorbei. Damit wird das Ziel einer möglichst hohen Beschäftigung als armutspolitische Kernstrategie keineswegs aufgegeben. Im Gegenteil: Gerade weil man nicht versuchte, die ökonomischen Spielregeln politisch auszuhebeln und dem Arbeitsmarkt die nötige Flexibilität belassen hat, profitieren wir in der Schweiz von einer der weltweit besten Erwerbsbeteiligungen.

Allerdings lässt sich dieser Stand nur unter zwei grundlegenden Voraussetzungen halten oder gar verbessern:

  • Die schweizerischen Unternehmungen müssen wettbewerbsfähig bleiben und
  • die Menschen im erwerbsfähigen Alter müssen den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt genügen.