Neue Stimme für die italienischsprachige Schweiz

2. Februar 2017 Medienmitteilungen

Der Schweizerische Arbeitgeberverband hat aus dem Kreis seines Vorstandsausschusses einen zweiten Vizepräsidenten ernannt. Der frisch gewählte Gian-Luca Lardi trat an seinem ersten öffentlichen Auftritt als Fürsprecher des Tessins auf. Die Personenfreizügigkeit, für die sich der Dachverband einsetzt, hat zwar das Wirtschaftswachstum des Grenzkantons gestützt. Die Arbeitgeber müssen aber den negativen Folgen, die im Tessin etwa bei der lokalen Infrastruktur oder der Einhaltung von Mindestlöhnen augenfällig sind, besser entgegenwirken.

Um den Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) regional noch besser abzustützen, hat sein Vorstand einen Vertreter der italienischsprachigen Schweiz zum zweiten Vizepräsidenten ernannt. Mit Gian-Luca Lardi vertritt künftig ein im Tessin wohnhafter und arbeitender Unternehmer die Anliegen der sich stark wandelnden Wirtschaftsregion. Der neue Vizepräsident sieht dabei das Tessin nicht als Sonderfall, sondern als Vorbote der Schweiz. Nirgendwo zeigt sich deutlicher, was der Wegfall einer Grenze zwischen zwei Ländern mit derart unterschiedlichen Wohlstandsniveaus bedeutet. Lardi unterstreicht: «Wenn wir die Akzeptanz der Personenfreizügigkeit in der Bevölkerung langfristig sicherstellen wollen, müssen wir alles zur Beseitigung der Schwachstellen unternehmen – im Interesse der Schweiz und der EU.»

So besteht Handlungsbedarf bei den entsandten Mitarbeitern aus der EU, die zu gesamtarbeitsvertraglich festgelegten Mindestlöhnen arbeiten müssen, deren Durchsetzung sehr schwierig ist. Herausgefordert ist die Region aber auch bei der Infrastruktur, wo notwendige Ausbauten durch lange Planungs-, Genehmigungs- und Realisierungszeiten nicht verschleppt werden dürfen. Nachhaltige Lösungen können einzig durch gemeinsame Anstrengungen aller gesellschaftlichen Akteure gefunden werden. Für die Verantwortungsträger der Tessiner Wirtschaft muss dabei gemäss Fabio Regazzi, Präsident des SAV-Mitglieds Associazione industrie ticinesi (AITI), Entwicklung und Qualität die Richtschnur sein.

Als Dachverband ist der SAV dem anpassungsfähigen Arbeitsmarkt, einem der besten Trümpfe der Schweizer Wirtschaft, besonders verpflichtet. Die Arbeitgeber bekennen sich zu einem massvollen Kündigungsschutz ohne künstliche Entlassungshindernisse sowie einer gut funktionierenden Sozialpartnerschaft. Im Gegenzug erwarten sie, dass sich der Staat von der Personalpolitik der Unternehmen fernhält.

In der Sozialpolitik, einer weiteren Hauptaufgabe des Verbands, wird sich dieses Frühjahr entscheiden, ob die Reform der Altersvorsorge die Beratungen im Parlament übersteht. Im Tauziehen um eine mehrheitsfähige Lösung haben die Arbeitgeber die rote Linie beim AHV-Zuschlag von 70 Franken gezogen, weil damit die strukturellen Probleme der umlagefinanzierten AHV verschärft würden. Stattdessen unterstützen sie einen erleichterten Altersrücktritt für tiefe Einkommen mit langer Beitragsdauer sowie die Abschaffung des Koordinationsabzugs. Von beidem würden vor allem Frauen profitieren.

In der Bildungspolitik setzen sich die Arbeitgeber mit Nachdruck für die Weiterentwicklung des dualen Bildungssystems ein. Die hiesigen Betriebe wissen um das Potenzial der Berufsbildung, denn dadurch können sie ihrem Nachwuchs ganz gezielt jene Fertigkeiten beibringen, die sie für ihre berufliche Entwicklung wirklich brauchen. Ausserdem begleitet die Berufsbildung junge Menschen auf ihrem Weg ins Erwerbs- und Erwachsenenleben und trägt dazu bei, dass sie ihren Platz in der Gesellschaft finden. Schliesslich ist die Jugendarbeitslosigkeit deutlich tiefer als in Ländern ohne Berufsbildung.

Sei es auf dem Arbeitsmarkt, in der Sozialpolitik oder der Bildung: Der Dachverband der Wirtschaft tritt mit seinem neuen Vizepräsidenten auch im Tessin ein für die unternehmerische Freiheit, eine minimale Bürokratie sowie einen schlanken Staat.

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