ARBEITGEBERTAG 2016: Die Positionen zur Altersvorsorge sind abgesteckt

22. Juni 2016 News

Das Medienecho auf den diesjährigen ARBEITGEBERTAG in Zürich stand ganz im Zeichen der Debatte über die Zukunft der schweizerischen Altersvorsorge. Bundesrat Alain Berset gab sich als Gastredner in der Altersvorsorgereform kompromissbereit. Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt bekannte sich indessen zur Bewahrung, aber nicht zum Ausbau des Sozialstaats. Der Schweizerische Arbeitgeberverband besetzte an seiner Mitgliederversammlung ausserdem neun Positionen im Vorstand neu.

«Wann werden Sie wieder einen SP-Bundesrat haben, der den Umwandlungssatz in der zweiten Säule senken will?» Nicht nur der Aargauer Zeitung imponierte diese provokante, ans Publikum gerichtete Aussage von Bundesrat Alain Berset, der als Gastredner am diesjährigen ARBEITGEBERTAG auftrat. Auch die NZZ nahm dieses Zitat auf und berichtete von «drastischen Worten», die der Innenminister im Zusammenhang mit der Rentenreform 2020 wählte: «Scheitert auch diese Reform, geht der Stillstand weiter. Das wäre eine Katastrophe».

Im Urteil des Blick vertritt Berset gar dieselbe Stossrichtung wie die Arbeitgeber: «Um die Reform durchzubringen, muss das Rentenniveau gleich bleiben». Gemäss Aargauer Zeitung hat Berset «keine andere Interpretation der Statistik. Seine Differenz zu den Anwesenden sei eine politische». Es sei strategisch falsch, jetzt über Rentenalter 67 für die Zeit nach 2030 zu sprechen, zitiert die NZZ den Innenminister. Diesen Aussagen stellt die Zeitung die Argumente des zweiten Gastreferenten, Wirtschaftsprofessor Christoph A. Schaltegger, gegenüber: Die Situation erfordere mutige Entscheide. Die latente Angst vor dem Souverän dürfe nicht dazu führen, dass man sich den Wirklichkeiten verweigere und Notwendigkeiten tabuisiere. Langfristig bleibe nichts anderes übrig, als das Rentenalter der gestiegenen Lebenserwartung anzupassen.

Bereits in seiner Eröffnungsrede steckte Präsident Valentin Vogt die Position des Arbeitgeberverbands ab. Die NZZ notierte: «Der Arbeitgeberverband schlägt vor, dass zur langfristigen Stabilisierung der AHV ein Automatismus eingeführt wird: Gerät die Finanzierung in Schieflage und greifen gezielte Massnahmen nicht, muss das Referenz-Rentenalter schrittweise um maximal 24 Monate angehoben werden – flankiert mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer von maximal 0,4 Prozentpunkten.»

Einen Überblick über die Debatte bietet auch der Tagesschau-Beitrag zum ARBEITGEBERTAG:

Neun neue Vorstandsmitglieder gewählt
Dem ARBEITGEBERTAG folgten rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, um sich über die Zukunft der Altersvorsorge auszutauschen. Die Mitgliederversammlung des Schweizerischen Arbeitgeberverbands wählte neun Vertreterinnen und Vertreter neu in den Verbandsvorstand. Die neuen Vorstandsmitglieder sind:

  • Jürg Brechbühl, Allpura – Verband Schweizer Reinigungs-Unternehmen
  • Mario Freda, SMGV Schweizerischer Maler- und Gipser-Unternehmer-Verband
  • Daniel Hofer, Erdöl-Vereinigung (EV)
  • Dagmar Jenni , Swiss Retail Federation
  • Severin Moser, Schweizerischer Versicherungsverband
  • Daniel A. Pfirter, Handel Schweiz
  • Markus Somm, Verband SCHWEIZER MEDIEN
  • Jean-Christophe Thiébaud, fial – Foederation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien
  • Martin Weder, SwissBeton Fachverband für Schweizer Betonprodukte