ARBEITGEBERTAG 2013: Im Zeichen der Freiheit, Verantwortung und Ausbildung

5. Juli 2013 Medienmitteilungen

Die Ausbildung als Fundament einer gesunden Wirtschaft sowie die Freiheit und Verantwortung in der Arbeitgeberpolitik: Diese Themen standen im Zentrum des ARBEITGEBERTAGS 2013. Er wurde geprägt von den Auftritten von Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV), und Gastreferent Hubertus von Grünberg, Verwaltungsrats-Präsident des ABB-Konzerns, sowie einem Podiumsgespräch mit prominenten Gästen. Zudem hat Roland A. Müller von Thomas Daum das Amt des SAV-Direktors übernommen.

Zwei Themen standen am ARBEITGEBERTAG 2013 in Zürich im Vordergrund: Erstens der Stellenwert des Ausbildungssystems für die Schweizer Wirtschaft, der unter dem Motto «Exzellenz auf allen Stufen – Bildung und Ausbildung als Fundament der Wirtschaft» erörtert wurde, und zweitens die Arbeitgeberpolitik im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Verantwortung. Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, stellte in seiner Standortbestimmung fest, dass die Schweiz im internationalen Vergleich wirtschaftlich weiterhin gut unterwegs ist. Die Grundlagen des Erfolgs – wie der freie Arbeitsmarkt und die unternehmerische Freiheit – werden laut Vogt aber durch zwei Faktoren in Frage gestellt: Einerseits durch den Glaubwürdigkeitsverlust der Wirtschaft, der sich mit den Entschädigungs-Exzessen gewisser Manager verstärkt hat. Anderseits durch «misstrauensgetriebene» Regulierungs-Initiativen, welche die liberale Ordnung des Arbeitsmarkts, die Handlungsspielräume der Unternehmen sowie konstruktive Lösungen in der Sozialpolitik gefährden. Vogt verwies dabei insbesondere auf die 1:12-Initiative der Jungsozialisten, die Mindestlohn-Initiative der Gewerkschaften und die Initiativen zur Beschränkung der Zuwanderung von SVP und Ecopop.

Besondere Verantwortung der Arbeitgeber
Der SAV-Präsident betonte vor den rund 250 Gästen (darunter Vertreter der Mitgliedverbände sowie prominente Gäste aus Politik und Wirtschaft), dass eine erfolgreiche Wirtschaft und solide Sozialwerke nur erhalten werden können, wenn sowohl die Sozialpartner wie auch die Politik den Prinzipien von Freiheit und Verantwortung wieder vermehrt Beachtung schenken. Vogt forderte zuerst die eigenen Reihen auf, über die Bücher zu gehen: «Die primäre Herausforderung der Arbeitgeberpolitik besteht darin, das Vertrauen in unser verantwortliches Engagement für die übergeordneten Ziele der Gesellschaft zurückzugewinnen.» Besonders in der Verantwortung stehen die Arbeitgeber laut Vogt in folgenden Bereichen:

  • Bei der Herstellung von mehr Vertrauen: Zum Beispiel mit transparenten und leistungsmässig nachvollziehbaren Lohnsystemen oder mit einem verstärkten Engagement in der Politik und im Milizsystem.
  • Bei der Beschäftigung von älteren Arbeitnehmenden: Nur wenn die Unternehmen hier mit gutem Beispiel vorangehen, können die Arbeitgeber glaubwürdig für ein höheres Referenz-Rentenalter in der Altersvorsorge plädieren.
  • Bei der Verteidigung des freien Personenverkehrs: Diese erfordert, dass die Arbeitgeber das einheimische Arbeitskräfte-Potenzial voll ausschöpfen und sich für die Einhaltung von fairen Arbeitsbedingungen im Inland einsetzen. Zudem sollten sie sich auch politisch stärker für den freien und offenen Arbeitsmarkt engagieren.

Auch die Gewerkschaften und die Politik stehen in der Pflicht
Ein verantwortungsvolleres Handeln forderte Vogt auch von den Gewerkschaften und der Politik. Die Gewerkschaften rief er dazu auf, wieder auf die Maxime «Vertrag vor Gesetz» und sozialpartnerschaftliche Lösungen zu setzen – statt immer mehr klassische Themen der Sozialpartner (wie Löhne und Arbeitsbedingungen) zum Gegenstand gesetzlicher Regulierungen zu machen. Begehren wie die 1:12-Initiative und die Mindestlohn-Initiative seien weder verantwortungsvoll noch im Interesse der eigenen Klientel. «Die Gewerkschaften sollten zum Beispiel die Risiken der 1:12-Initiative nicht kleinreden, sondern den Arbeitnehmenden transparent machen, dass diese Regulierung zu einem Verlust von Arbeitsplätzen und massiven Ausfällen bei Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen führen würde», erklärte Vogt.

An die Politikerinnen und Politiker appellierte Vogt, ihre Verantwortung für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie für die Sozialversicherungen wahrzunehmen. Er warnte das Parlament davor, in einer unheilvollen Polarisierung zu erstarren, die selbst kleine Reformschritte blockiere. Dabei erinnerte er an das Scheitern der IV-Revision 6b und die notwendige Reform der Altersvorsorge: «Nur wenn alle Akteure aus ihren Schützengräben herauskommen, können wir sinnvolle Lösungen ent-wickeln, bevor uns harte Fakten schmerzhafte Eingriffe diktieren», betonte Vogt. Abschliessend bekräftigte er, dass sich der Schweizerische Arbeitgeberverband auch künftig vehement für die unternehmerische Freiheit und gesetzliche Rahmenbedingungen einsetzen werde, in denen sich Freiheit und Verantwortung «in einem produktiven Verhältnis» entfalten könnten.

Gastreferat von Hubertus von Grünberg und Podiumsdiskussion
Als Gastredner trat Hubertus von Grünberg, Verwaltungsrats-Präsident des ABB-Konzerns, auf. Er referierte zum Thema «Für Exzellenz auf allen Stufen – die Sicht eines schweizerischen Global Players» und betonte den Wert des Ausbildungssystems: «Die stark positive Handelsbilanz und die sehr niedrige Jugendarbeitslosigkeit sind auch Ausdruck des vorzüglichen Schweizer Ausbildungssystems, das ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Schweizer Wirtschaft ist», erklärte Hubertus von Grünberg.

Zum Abschluss moderierte Thomas Daum ein Podiumsgespräch zum Thema Bildung, Ausbildung und Wirtschaft, an dem sich Isabelle Chassot (Staatsrätin des Kantons Freiburg und Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK), Franz Grütter (CEO der Firma Green.ch), Prof. Dr. Ralph Eichler (Präsident der ETH Zürich) sowie Josef Widmer (stv. Direktor des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI) beteiligten.

Roland A. Müller ist neuer Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbands
Am ARBEITGEBERTAG 2013 hat Prof. Dr. Roland A. Müller das Amt des Direktors beim Schweizerischen Arbeitgeberverband angetreten. Er folgt auf Thomas Daum, der nach sieben Jahren aus Altersgründen zurückgetreten ist. Roland A. Müller war in den letzten fünf Jahren als Mitglied der SAV-Geschäftsleitung für das Ressort Sozialpolitik und Sozialversicherungen verantwortlich. Der 50-jährige Rechtsanwalt ist Titularprofessor für Arbeits- und Sozialversicherungsrecht an der Universität Zürich. Er verfügt über langjährige Führungserfahrung bei Verbänden und engagiert sich in mehreren Fachgremien sowie Kommissionen des Bundes.